Willkommen

 

           auf meiner Homepage, schön, dass Ihr mich gefunden habt!

 

Mein Name ist Bagira. Ich bin am 19.03.2011 in der Nähe von Straubing geboren.

 

Gerne gebe ich Euch Einblick in "meine Welt" und möchte Euch sagen:

 

"Denke daran, was Du liebst und behandle es immer gut" 

 

"Kein Leben ist geringer als ein anderes, denn der der lebt hat nur seins."                                                                                                                                                                                          Von Gott

 

Es gibt Schriftsteller, die schon in zwanzig Seiten ausdrücken können, wozu ich manchmal sogar zwei Zeilen brauche.

                                                                                        Karl Kraus

 

Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat´s gemacht.

 

 

Das Jahresende ist kein Ende und kein Anfang, sondern ein Weiterleben mit der Weisheit, die uns die Erfahrung gelehrt hat.

                                                                                          Hal Borland

Ich glaube an Wunder, denn ich bin selber eins.

 

 

 

Sieben schwarze tasmanische Teufel

                    Alles was auf dieser Welt geschieht,

geschieht aus Liebe oder einem Mangel an Liebe.

                                   

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die griechische Begegnung der etwas anderen Art

Die Liebe einer (Hunde-) Mutter in Bildern

Die Wehen

Die Notwendigkeit eine Welpenkiste zu bauen

Die Geburt

Mein schwarzes „Seehundbaby“

Der Erstgeborene „Alpha-Grün“

Das leidige Inserat

Die spirituelle Seite

Die ganz besondere Handcreme

Das große Fressen oder die unglaubliche Sauerei

Zwei Wärmflaschen für 7 Welpen

„Wilde Tiere im Haus“

Die Unterschiedlichkeit der Hundekinder

Papa zu Besuch

Die Zeit nach den Welpen

Wir erweitern unseren Spielradius

Ein eigener Wurf will gut überlegt sein

Üben der Feinmotorik und der Geschicklichkeit

Die letzten beiden Welpen

Eine Liebeserklärung

Bagiras Reifeprozess

Der unglaubliche Schmerz

Jeder Hund braucht (s-) einen Menschen

Nala und die Weisheit

Letzte Worte, letzter Satz

Zwölf Monate später

Resümee

 

Für Andy und den „Jungen“ in ihm, der zwar angelt, aber keinen Fisch tötet.

 

Und dafür, dass seine Mama Angelika mir „verboten hat“ ihm zu sagen, dass die Welpenkiste noch bei uns im Stall steht …

    

Wie ich meinen Menschen domestizierte

oder

1.608 Stunden in der Welpenkiste

„Jeder Hund braucht (s-) einen Menschen“

 

Vorwort:

Alles fing mit meinem Wunsch nach Nachwuchs an. Ja, meinem Wunsch, einen reinrassigen schwarzen Labradorwurf groß zu ziehen. Womit ich nicht gerechnet hatte, war Bagira, meine schwarze Labradorhündin, die mir diesen Wunsch erfüllen sollte. Sie war durchaus der Meinung,   S I E   entscheidet   a l l e i n e   darüber, wer der Vater ihrer Kinder sein soll. Zwei verschiedene Deckrüden und 700 Kilometer Fahrtstrecke später ließen mich langsam aber sicher an der Deckbereitschaft meiner Hündin zweifeln. Sie wollte nicht! … wie es das Schicksal (oder meine Hündin Bagira) so wollte, trafen wir, wie schon so oft, unseren Nachbarhund Ben am Gartenzaun. Wie immer „küssten und schmusten“ die beiden über den Zaun hinweg. Mir fiel es „wie Schuppen von den Augen“ und auf einmal wurde mir klar: Der muss es sein! Nun, ein Golden Retriever ist keine ganz schlechte Wahl, dachte ich so bei mir. Und „zufällig“ waren auch Bens Frauchen und Herrchen im Garten. Gemeinsam haben wir dann beschlossen, dem jungen Glück nicht mehr im Wege zu stehen. Was daraus folgte, war eine atemberaubende, zauberhaft schöne Zeit im Schnelldurchlauf, sozusagen im Zeitraffer …. denn alles musste schnell gehen … schnell auf Klo, schnell was essen, schnell spielen und schnell schlafen … schnell waschen und schnell die Welpenkiste neu beziehen, schnell Wasser nachfüllen …, schnell, schnell, schnell ….   

 

Sie sieht mich an, mit ihren großen braunen Rehaugen, geht zwei Schritte zurück, kommt wieder zu mir, geht wieder zurück, ihre Welpen zwischen uns, spielend, schlafend …. Mich beschleicht ein ganz komisches Gefühl. Sie will, dass ich eines ihrer Kinder mitnehme. Das kann doch nicht sein …? Kann sie wissen, dass wir in ein paar Tagen zurück nach Deutschland fliegen? Mir fällt ein, was der Mann an der Rezeption des Hotels gesagt hat: „Vor 3 Tagen ist ein Ehepaar abgereist, die haben einen Welpen mitgenommen“. Gerne könnten auch wir einen Hund mit nach Hause nehmen. Nichts lieber als das, habe ich mir gedacht, ein griechischer Hund wäre toll! Wir arbeiten beide, mein Mann und ich und zwar Vollzeit. Unmöglich, sich um einen Hund zu kümmern. Wir bräuchten hier nur zum Tierarzt, sagt der Mann vom Hotel, dann könnten wir einen mitnehmen. Ich will gar nicht weiter nachdenken, was alles notwendig wäre, um einen mitzunehmen …, es geht nicht! 25 Jahre ist das jetzt her und keine Sekunde habe ich vergessen. Keine Sekunde der Zeit, die ich mit der Hündin und ihren 5 Welpen verbracht habe. Unweit vom Hotel entfernt unter einem Baum in einer Kuhle von Erde und Baumwurzeln lagen ihre Kinder. Die Welpen vielleicht 8, 10 oder 12 Wochen alt?! Wie Touristen oftmals sind, haben auch wir ihnen immer etwas vom Frühstück, Mittagstisch oder Abendessen aufgehoben und mitgebracht. Die Hündin, die nur noch manchmal zu ihren Welpen kam, hat das mit Wohlwollen aufgenommen. Sie nahm von uns nichts an. Alles Essen, das wir brachten, war für ihre Welpen. Ich denke, sie war dankbar dafür, dass wir ihre Jungen gefüttert haben. Oft habe ich mir ein Abendessen ausgesucht, wo ein Knochen abfallen würde. Für die Kleinen Fleisch, für die Hündin Lammkotelett. Nichts hat sie gefressen … - alles, auch die Knochen, hat sie ihren Jungen gelassen. Die Welpen wie auch das Muttertier wurden immer zutraulicher zu uns. Gemeinsam sind wir zum Strand gelaufen, haben in der Sonne oder unter einem Baum im Schatten gelegen. Das ging so weit, dass wir gefragt wurden, ob das denn unsere Hunde wären. Die Hündin hat uns immer längere Zeit mit ihren Welpen alleine gelassen und ich habe mich oft gefragt, was sie wohl macht, wohin sie geht? Wahrscheinlich geht sie für sich Futter suchen. Ich habe nie gesehen, dass sie ihre Welpen gefüttert hat. Irgendwann bekam ich die Antwort (zumindest dachte ich das damals so), wohin sie geht, wenn sie geht …, brachte sie doch einen großen stattlichen hellbraunen Rüden mit. Ich wusste sofort, das muss der Vater ihrer Kinder sein! Nachts fielen immer wieder Schüsse. Ich konnte es mir nicht erklären und fragte eines Morgens im Hotel danach. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter. Streunende Hunde, die niemandem gehören, werden gejagt und erschossen. Es wären einfach zu viele, so der Mann im Hotel. Entschuldigend und achselzuckend sieht er mich an. Mein schlechtes Gewissen, keinen Hund mitnehmen zu können, steigert sich mehr und mehr. Einen Tag vor unserer Abreise gab es noch mal Futter satt für alle Hunde. Am Tag unserer Heimfahrt, morgens um 8.00 Uhr, bin ich dann schnell raus aus unserem Hotelzimmer und durch den Garten der Hotelanlage zu den Hunden unterm Baum. Die Welpen haben mich freudig begrüßt, nicht ahnend, dass wir morgen nicht mehr hier sein würden. Sie liefen mir nach in den Garten, durch die Anlagen zur Terrassentüre unseres Quartiers …, verbotenerweise. Aber was wissen Hunde schon von Verboten! Mein Mann hat sich sehr gefreut, die Zwerge noch einmal zu sehen. Wir haben sie in unser Bett gehoben und noch eine Weile mit ihnen gespielt und gekuschelt.

Ein schwerer Abschied stand uns bevor.

Es sollte nicht der letzte schwere Abschied meines Lebens werden ...   

 

                                                    1. Kapitel

 

Sie liegt hinter mir, steckt ihre Schnauze über mein rechtes Schulterblatt in meinen Hals. Sie drückt sich fest an mich. Ich liege in meinem Bett, eigentlich wie immer. Meistens schlafe ich auf der linken Seite, nur diesmal ist alles anders. Bagira presst sich stärker an mich als sonst. Langsam werde ich wach. Sie entspannt sich wieder und liegt ruhig hinter mir. Doch dann wieder, ihr rechtes Vorderbein kommt über meine rechte Schulter. Sie gräbt geradezu ihre Schnauze in meinen Hals. Erst jetzt wird mir klar, sie hat Wehen .., oh mein Gott, die Welpen kommen! Ich drehe mich zu ihr um und möchte ihr so gut ich kann helfen. Ich umarme sie. Schnell merke ich, dass es ihr nicht wohl dabei ist. Also nehme ich meine ursprüngliche Liegeposition wieder ein und warte. Warte darauf, was als nächstes passiert. Und tatsächlich, ihr rechter Vorderfuß kommt über meine Schulter. Der ganze Kopf vergräbt sich in meinen Hals und in meine Haare. Die Wehen werden stärker. Sie tut mir so leid. Gerne würde ich ihr die Schmerzen abnehmen. Sie jammert nicht, stöhnt und schreit auch nicht. Vielleicht tut es ihr gar nicht so weh? Ich weiß nur, dass sie mich jetzt braucht, mehr als je zuvor! Eineinhalb Stunden verbringen wir so. Inzwischen ist es halb sieben Uhr morgens. Mein Mann wird wach. Leise sage ich zu ihm: „Die Welpen kommen.“ Nur verschlafen nimmt er war, was ich gesagt habe. Bagira leckt ihm das Gesicht, zumindest versucht sie es. Die beiden kuscheln miteinander. Ich beruhige mich ein wenig…, alles gut … Die Fruchtblase ist geplatzt. Mein Mann bemerkt den feuchten Fleck auf seinem Laken. Es wird Zeit, dass Bagira in die Wurfkiste umzieht …Wir gehen beide mit ihr ins Zimmer nebenan. Das wird unser Welpenzimmer für die nächsten drei Wochen sein. Ich setze mich in die Welpenkiste, die ich mit Decken, Kissen und Bettwäsche gut ausgepolstert habe. Bagira kommt zu mir, beschnüffelt alles noch mal. Die Wurfkiste steht schon eine Woche dort. Bagiras Hundebett habe ich neben mein „Gäste“-Bett gestellt. In diesem Bett werde ich die nächsten Nächte verbringen. Ich werde da sein, wenn Bagira oder die Welpen mich brauchen … Mein Mann bleibt bei ihr, ich rufe wie besprochen die Hebamme an.

 

                                                  2. Kapitel

 

Xaveria ist meine Freundin und ich habe sie gefragt, ob sie bei der Geburt dabei sein möchte.

Zwei helfende Hände mehr, können nicht schaden, habe ich mir gedacht. Außerdem ist Xaveria „die Ruhe selbst“ im Gegensatz zu mir. Ich werde leicht hektisch und nervös. Ich kenne Xaveria nun schon 5 Jahre, genau so lange, wie Bagira alt ist. Als ich damals meinen zweiten Hund bekam, dachte ich noch, dass ich den Welpen „ohne fremde Hilfe“ erziehen kann. Mein erster Hund war nicht begeistert gewesen von der damaligen Hundeschule, und ich hatte jetzt auch schon genug Praxiserfahrung, um einen Welpen zu erziehen. Bagira jedoch wurde immer wilder und unbezähmbarer mit jedem Tag, an dem sie bei uns war. Sie war schrecklich grob zu uns. Ihre Welpenzähne hat sie immer wieder so schmerzhaft in unser Fleisch gebohrt, dass Blut geflossen ist. Irgendwann habe ich dann Panik bekommen, dass der Hund mir entgleitet und ich seiner wilden Natur nicht gerecht werden kann. Eine gute Hundeschule zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto. Fast unmöglich. Sie soll nicht zu weit weg sein, denn wer fährt mit seinem Hund schon gerne 60 Kilometer oder weiter zum Training. Der Standort unserer Firma lag etwas außerhalb einer Kleinstadt in einem Industriegebiet. Als meine Probleme mit Bagira begannen, habe ich erfahren, dass im hiesigen Schäferhundeverein ein 10stündiger Kurs zur Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung stattfindet. Und dieser Schäferhundeverein befand sich direkt hinter unserem Firmengelände. Somit bin ich nach Büroschluss dorthin. Das Training dauerte immer eine Stunde und wurde zwei, manchmal auch dreimal die Woche abgehalten.

Wer Schäferhundevereine und die Erziehung dieser Hunderasse kennt, für den ist ein schärferer Umgangston nicht unüblich. Absoluter Gehorsam gehört zum Pflichtprogramm.

Ein Labrador jedoch ist ein „Seelchen“ im Vergleich zu Schutzhunden. Kurz und gut, Bagira ging dort völlig unter. Sie wurde zusehends bockiger. Das bewog den Leiter des Kurses zu der Aussage: „Du musst den Willen des Hundes brechen.“

Wir haben den Kurs nicht zu Ende gemacht. Ich wollte den Willen meines Hundes nicht brechen.

Etwas später bekam ich ein Hermes-Paket nach Hause geliefert. Mein Hund und ich haben das Paket entgegengenommen. Bagira lief freudig zur Paketausfahrerin namens Xaveria hin.

Sie konnte gleich gut mir ihr umgehen. Das veranlasste mich dazu, ihr von meinen Problemen mit Bagira zu erzählen. Sie hat gelacht und gesagt, dass sie Hundetrainerin wäre und unweit von hier jedes Wochenende Stunden gäbe. So begann unsere wunderbare Freundschaft …  

Verschlafen meldet sich Xaveria am Telefon. Wer ist am Sonntag schon vor 7 Uhr auf?

Sofort ist sie hellwach … „Ich komme!“

 

                                                    3. Kapitel

 

Wir müssen eine Welpenkiste bauen. Sie muss so groß sein, dass sich die Hündin bequem darin ausstrecken kann. Unsinn, sagt mein Mann. Bagira bekommt keine Kinder!

Doch, sieh sie dir an, sie wird immer rundlicher. Sie frisst halt etwas mehr, aber sonst ist sie wie immer! Sie hat sich nicht verändert in ihrem Verhalten. Sie will Frisbee spielen und zeigt auch sonst keine Anzeichen dafür, dass sie Welpen trägt. Es ist jetzt vier Wochen her, seit sie mit Ben zusammen war. Eine Ultraschallaufnahme würde Gewissheit bringen.

Soll ich zum Tierarzt fahren? Bagira fährt nicht gerne zum Tierarzt und ich denke auch, dass mein Mann vielleicht recht hat? Sie müsste sich doch verändert haben. Außerdem hat sie nur ein Kilo zugenommen. Das ist für einen Labrador „nichts“! Zudem ist Bagira ohnehin sehr schlank für ihre Rasse.

Eine weitere Woche vergeht. Hunde tragen ca. 63 Tage. Sie hat die „Halbzeit“ schon überschritten. Einerseits wünsche ich mir sehr, dass es geklappt hat. Andererseits wird mir auch immer mulmiger zumute. War es die richtige Entscheidung? Hin- und hergerissen bin ich zwischen Freude und Sorge. 

Ich rufe Xaveria an, teile ihr meine Zweifel mit. Sage ihr auch, dass niemand daran glaubt, dass Bagira Kinder bekommt. Jeder, der sie ansieht sagt: „Nein, sie ist nicht trächtig.“ Das verunsichert mich. Ich will mich gar nicht freuen, damit die Enttäuschung nicht so groß ist.

Mein „Mutterinstinkt“ sagt mir, dass wir bald Welpen bekommen werden. So fühle ich es zumindest!

 

Xaveria kommt am nächsten Tag vorbei.

Sie sieht sich meine Hündin an. Sie fasst ihr unter den Bauch, tastet ihre Zitzen ab. Natürlich kriegt sie Kinder. Ohne jeden Zweifel? frage ich. Sie lacht! Ja! Zweifellos .., mit einer Wahrscheinlichkeit von 98% !

Wow, ich darf mich also freuen .., und wie ich mich freue!

Meine Ängste sind verflogen. Ich glaube fest daran, dass alles gut gehen wird! Es ist nur noch Freude und ganz viel Liebe in mir. Mein Mann kommt am Abend nach Hause. Strahlend berichte ich ihm, dass wir nun doch eine Wurfkiste brauchen. So groß, dass der Hund sich darin bequem hinlegen und umdrehen kann! Ob ich beim Ultraschall war, fragt er. Nein, wieso? Ich weiß, dass sie Kinder kriegt. Quatsch, sie kriegt keine Kinder, sie ist nicht schwanger! Die sechste Woche vergeht, ohne dass ich die Worte Hundebabys und Welpenkiste noch mal anspreche.

 

Ich freue mich heimlich…, mit Bagira. Sie ist super gut drauf. Es geht ihr blendend! Sie macht weiterhin ihren Sport …, Frisbee ist ihr Leben. Ich lasse sie auch gewähren. Sie weiß am besten, was gut für sie ist! Wir beide sind sehr glücklich über unser süßes Geheimnis, das für mich ganz offensichtlich keins mehr ist! Ich bin mir jetzt sicher, dass wir Nachwuchs bekommen werden. Damit sind zwar Xaveria und ich immer noch alleine. Aber was soll es? Ich fahre in den Baumarkt, um die Bretter für eine Wurfkiste zu besorgen. Schließlich sind es nur noch zwei Wochen und das „Ding“ muss schließlich noch gebaut werden. Sie schneiden mir die Spanplatten nach meinen Maßen zu. 1,50 Meter lang, 1,20 Meter breit und 50 cm hoch. Ich habe großzügig gemessen, damit auch wirklich richtig Platz ist für Bagira und ihre Welpen. Es könnten ja ein paar mehr werden …., grins …Ich habe unser „Welpenzimmer“ ausgemessen und die Kiste den Maßen des Zimmers angepasst. Sie wird unter dem Fenster stehen. Ca. 50 cm vom Heizkörper entfernt. Den kann ich dann aufdrehen, falls es zu kalt würde. Was im Mai durchaus der Fall sein könnte. Ungefähr einen Meter steht die Kiste von meiner Schlafstätte, dem Gästebett weg. Das passt genau und super gut! Gut geplant, fahre ich also mit meinem PKW-Anhänger zum Baumarkt. Lasse mir noch helfen, die doch recht schweren Einzelteile einzuladen. Mein Mann kommt am Abend nach Hause. Ich habe die Bretter für die Wurfkiste besorgt.

 

Ich weiß es sicher, sag ich sofort …, sie bekommt Welpen! Nein, ich habe keinen Ultraschall machen lassen! Ich weiß es! Sie bekommt Welpen! Ich brauche jetzt diese Kiste!

Bagira soll sich eine Woche vor der Geburt bereits daran gewöhnen können.

Das brauchst DU gar nicht mehr wegzureden. Egal, was DU sagst, sie wird Kinder bekommen.

Sieh sie dir doch einmal an! Sie hat sich verändert, ist rundlicher geworden und noch anhänglicher als zuvor. Glaub es endlich …, ganz gleich was du sagst …, sie bekommt Welpen!

Mein Mann gibt nach und baut am Wochenende die Wurfkiste zusammen. Er braucht jetzt Zeit. Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass er, wie ich immer sage: „Opa“ wird.

Langsam verändert sich nicht nur Bagira, sondern auch mein Mann. Er wird immer liebevoller und fürsorglicher uns gegenüber. Na geht doch, denke ich heimlich bei mir.

Wir heften noch eine PVC-Folie auf den Boden der Kiste und ich lege Decken und Kissen hinein. Sie ist nicht nur praktisch, sondern auch noch schön geworden.

Das findet Bagira ebenfalls. Sie beschnüffelt aufgeregt und liegt schon mal Probe.

                                                  4. Kapitel

 

Du machst das gut …ja, weiter so …, Xaveria redet beruhigend auf meine Hündin ein. Massiert ihr den Popo. Kinderfaustgroß ist die Fruchtblase zu sehen und dann wieder weg. Der erste Welpe scheint groß zu sein. Noch ein Ruck, noch ein Presser …, da ist sie, besser gesagt ER.

Xaveria reißt die Fruchtblase auf, der Welpe kommt mit dem Köpfchen voran auf die Welt. Bagira leckt ihr Kind und ist sichtbar erleichtert. Wir auch! Sie beißt die Nabelschnur durch …, meinen Nagelzwicker, den ich für den Fall der Fälle bereit gelegt hatte, brauche ich nicht. Bagira weiß, dass sie die Nabelschnur nicht zu kurz abbeißen darf. Sie weiß es, ich musste in den Unterlagen des Hobbyzüchtervereins nachlesen. Ich nehme einen eigens vorbereiteten Wollfaden und binde ihn locker um den Hals des Welpen. Dieser dient dazu, um die Welpen später auseinander halten zu können und sie gleichzeitig an das Tragen eines Halsbandes zu gewöhnen.

 

Die ganze Zeit mit den Welpen über wird mich ein kleines Büchlein begleiten, in das ich alle wichtigen Dinge hineinschreiben werde. In mein Buch schreibe ich: Rüde, grünes Halsband, 430 Gramm Gewicht, Geburt mit dem Kopf voran und Uhrzeit 9.10 Uhr. Meine Küchenwaage wurde zur Babywaage umfunktioniert. Eine Plastikschüssel mit einem Minihandtuch darin, dient als Wiegeschale. Schwer ist der kleine Kerl, hat einen großen Kopf. Einen typischen Labby-Rüden-Kopf.  Xaveria und ich sind uns einig …, das wird ein wunderschöner Rüde werden! Die eigenen Kinder sind immer die schönsten. Stolz sehen wir uns an! Nun, er hat den Weg frei gemacht für seine Geschwister. Die werden es leichter haben. Es dauert, bis der nächste Welpe kommt …, Xaveria nimmt den „Grünen“ nochmals hoch, gibt ihn mir und sagt: „Hauch ihn an“. Ich frage nicht, sondern tue es einfach. Denke, ich soll allen Hundewelpen meinen Atem einhauchen?

In meine Gedanken hinein sagt sie: „Das machen wir nur bei diesem einen Welpen.“

Du wirst den Unterschied merken, zwischen ihm und den anderen Welpen.      

In mir entsteht ein großes Fragenzeichen…, es ist mir im Augenblick aber egal … 

Um 10.30 Uhr kommt der nächste Welpe zur Welt. Xaveria kümmert sich um die Fruchtblase. Ich zücke meinen Wollfaden und die Waage. „Blau“ ist ebenfalls ein Rüde und auch 430 Gramm schwer. Der „Grüne“ und auch der „Blaue“ suchen sofort Mutters Zitzen. Sie fangen an, wohlig zu schmatzen. Bagira leckt und liebkost sie. Bereits nach einer halben Stunde kommt der nächste Welpe …, was ist es? Ein Rüde! Noch ein Rüde! Nummer 3. Ich gebe ihm das lila Halsband. Er ist etwas leichter als seine Brüder und wiegt 408 Gramm. Es ist Muttertag, der 8. Mai 2016.

 

Meine Schwiegermutter kommt zum Essen. Ich habe ihr nicht abgesagt. Der Rehbraten ist fast fertig, den habe ich zwischen den Geburten in den Backofen geschoben. Das Nudelwasser kocht bereits. Ich sage meiner Schwiegermutter, dass sie heute für das Mittagessen verantwortlich ist.

Wir essen nicht gemeinsam. Einer wacht immer bei Bagira. Erwin, Xaveria und meine Schwiegermutter essen zu Mittag.

Ich bleibe bei meiner Hündin. Es tut sich nichts. Sie liegt ruhig da, bei ihren 3 Welpen, die immerzu Hunger haben. Mein Mann kommt nach oben, sagt: „Ich solle jetzt was essen gehen.“ Ich habe einen enormen Hunger, folge aber trotzdem nur widerwillig seiner Aufforderung. Es schmeckt mir, wie den kleinen „Saugern“ in der Welpenkiste. Ich nehme mir noch einen Teller Suppe und den vorletzten Brätknödel.  Den letzten gebe ich Xaveria, sie mag kein Wild. Erwin hält die Stellung. Unsere Nerven entspannen sich etwas beim Essen in der Küche. Xaveria geht wieder nach oben. Sie muss mal sehen, wie es dem „Opa“ geht. Ich folge ihr ein paar Minuten später. Erwin mault, hab euch gerufen, aber ihr habt nichts gehört! Ihr seid nicht gekommen! Der vierte Welpe ist auf der Welt. Auch ihm geht es gut, er ist quicklebendig. Und es ist wieder ein Junge. Jetzt maule ich, immer nur Rüden. Ich will ein Mädel!

Er wiegt etwas weniger als seine Brüder vor ihm. Aber 385 Gramm sind auch noch ein gutes Geburtsgewicht für einen Labrador oder Golden Retriever.

Das rote Halsband bzw. den roten Wollfaden wollte ich eigentlich für eine Hündin aufheben. Ich gebe innerlich auf …, es kommen nur Rüden. Rüde Nummer 4 bekommt das schöne rote Halsband. Ich hatte mir in den Farben der Welpenhalsbänder Wolle besorgt. Diese habe ich zu einem dünnen Strick zusammengedreht. Die Halsbänder haben alle einen Klippverschluss. Sollte sich ein Welpe irgendwie verhängen, geht das Band auf. Sechs verschiedene Farben sind in einem „Halsbandsatz“ zu bekommen. Ich habe nur einen Satz im Internet bestellt. Denke, es werden nicht so viele Junge werden. Bagira ist nicht so sehr dick geworden.  Ich will auch nicht, dass es so viele werden …, 5 oder 6 Welpen reichen! Um 14.15 Uhr kommt der nächste Welpe. Ich stelle mich auf einen Jungen ein. Hurra ein weibliches Tier! Die Freude ist groß bei uns, schön ist sie, so zart und wiegt 390 Gramm. Ich lege ihr das gelbe Halsband an. Erwin kommt mit einem roten, herzförmigen Luftballon ins Zimmer. Er strahlt über das ganze Gesicht. Ein wunderbares schönes Erlebnis …. So, für mich ist jetzt Schluss mit der Geburt. Meine innerlich erwarteten 5 Welpen sind da…, das reicht völlig, denke ich so bei mir! Die Zeit vergeht …, ich rufe meinen Tierarzt an, weil er sagte, wenn nach 3 Stunden kein Welpe mehr kommt, ist die Geburt eigentlich abgeschlossen. Dann käme er und mache einen Ultraschall um zu sehen, ob alles in Ordnung ist oder sich vielleicht doch noch ein Welpe im Mutterleib befindet. Xaveria drängt auch darauf, dass ich endlich den Tierarzt anrufe. Ihr ist nicht wohl. Bagira hat so grünlichen Ausfluss. Sie sagt mir ihre Ängste aber nicht. Erst später meinte sie, du brauchtest im Augenblick nicht alles zu wissen! Ich war so happy, konnte mir in den kühnsten Träumen nicht vorstellen, dass jetzt noch etwas schief gehen könnte …. Dem Tierarzt sage ich, dass die Geburt nun vorbei sei. Es wäre 5 Welpen …, so wenig …? Ich lache, das reicht völlig! Mehr brauchen es nicht zu sein. Das mit dem grünen Ausfluss habe ich vergessen…, Xaveria erinnert mich daran, es dem Tierarzt zu sagen. Sag ich´s halt. Ich bin  s o f o r t  da! In all meiner Glückseligkeit merke ich die Gefahr nicht. Während der Tierarzt auf dem Weg zu uns ist, bekommt Bagira um 17.20 Uhr Welpe Nummer 6. Hätte es nicht gebraucht, aber ich freue mich, weil es ein Mädchen ist. Leider ist die Kleine nicht so lebhaft und beweglich wie die anderen Welpen vor ihr?! Ich wiege sie, 402 Gramm sind schon ordentlich und meine Sorge um die Beweglichkeit verschwindet. Sie bekommt das schwarze Halsband.

Inzwischen ist der Tierarzt da. Er macht den Ultraschall und sagt: Da steckt noch ein Welpe. Mist, denke ich …, der grünliche Ausfluss gefällt ihm auch nicht! Er spritzt ihr ein Wehenmittel, da nichts mehr vorwärts geht. Nach 10 Minuten sollten wieder Wehen einsetzen, aber es tut sich nichts! Er gibt ihr noch eine Spritze. Wir warten …. Es passiert einfach nichts mehr, langsam werde ich nervös, und nicht nur ich! Der Tierarzt meint, sofort alles zusammenpacken und in der Tierklinik anrufen, dass wir kommen werden. Sie sollen sich auf einen Kaiserschnitt vorbereiten. Mir wird schlecht, meine Angst um meinen Hund steigert sich ins Unermessliche. Er sagt nochmals, ich soll alles einpacken …, was soll ich einpacken? Die anderen Welpen natürlich, die müssen alle mit. Schnell laufe ich in die Waschküche. Rufe unterm Laufen mit dem Handy die Tierklinik an und hole einen Wäschekorb nach oben. Lege Handtücher hinein und dann behutsam alle 6 Hundebabys. Bagira ist sehr erschöpft. Sie sieht mich fragend an und ist beunruhigt, was ich mit ihren Welpen mache. Warum ich sie ihr wegnehme? Erwin holt das Auto und ruft Bagira zu sich. Sie läuft die Treppen hinunter, hinaus in den Garten. Ich beeile mich, habe den Korb schon in der Hand.

Da kommt mir lachend und erleichtert unser Tierarzt auf halbem Wege entgegen. In der Hand hält er ein Baby. Bagira hat es im Gras zur Welt gebracht. Durch das Laufen der Treppe wurden nochmals Wehen ausgelöst. Baby Nummer 7 ist auch weiblich und schwer. 412 Gramm bringt es auf die Waage. Ich suche schnell noch einen Wollfaden, erwische einen weißen. Davon gibt es kein Original-Welpenhalsband. Egal, alles später. Der erneute Ultraschall ergibt, dass nun wirklich alle Kinder da sind! Alle sind wir erschöpft, aber unbeschreiblich glücklich! Der Tierarzt und Xaveria fahren nach Hause. Erwin und ich schlafen sofort auf dem Gästebett ein. Bagira schläft auch. Die Welpen schmatzen und schlafen, schlafen und schmatzen ….

 

                                                 5. Kapitel

 

Es ist Abend. Mein „kleines schwarzes Mädchen“, mit dem schwarzen Halsband schreit. Es ist die „nicht so Bewegliche“. Sie versucht an Mamas Bauch und an die Zitzen zu kommen.

Würde das auch schaffen …, nur Bagira schubst sie mit ihrer Schnauze weg. Die Kleine robbt wieder zu ihr. Bagira schiebt sie mit der Vorderpfote zur Seite und knurrt.

Erschrocken beobachte ich die Szene. Die Kleine schreit vor Hunger. Ich rede mit Bagira und lege den Welpen an die Zitze. Bagira duldet es nur durch mein Zureden.

Ich erinnere mich an den Hobbyzüchterkurs unseres Vereins und daran, dass der Kursleiter uns sagte: „Sollte eine Hündin einen Welpen nicht annehmen, braucht ihr gar nicht erst zu versuchen, ihn mit der Flasche aufzuziehen. Das geht in der Regel schief. Die Hündin weiß, dass etwas mit dem Hund nicht stimmt. Das kann ein körperliches Defizit oder eine geistige Behinderung sein.“ 

Mein kleines schwarzes Baby schreit und schreit. Sie hat nicht die Kraft an der Mutterzitze anzudocken. Ihr Saugreflex ist zu gering.

Wieder knurrt Bagira und schubst sie weg.

Ich kann sie doch nicht verhungern lassen?! Das Baby hat aufgegeben, sie robbt nicht mehr zur Mutter.

Ich gehe in die Küche. Ein Milchfläschchen nehme ich aus der Verpackung und hole die 2,5 kg Welpenmilch aus der Speise. Ein Drittel Welpenmilch, zwei Drittel heißes Wasser. Ich stelle mich eher unbeholfen an. Die Milch klebt schrecklich und lässt sich nur schwer verrühren. Das ganze Fläschchen misst 10 cm. Die Hälfte davon, so denke ich, sollte ich an Milch anrühren. Vorsichtig nehme ich „mein“ schwarzes Baby aus der Wurfkiste. In einer Hand das Fläschchen, in der anderen Hand den Welpen. Beide Hände lege ich auf meinem Schoß auf.

Den Gummiditzl vor der Nase, öffnet „mein“ Baby ihr Schnäuzchen und trinkt. Ich bin überglücklich und erleichtert! Sie ist satt, hat aber aus meiner Sicht nicht viel getrunken. Nur ein Zentimeter aus der Flasche fehlt. Macht nichts, sie schreit nicht mehr.

Ich lege sie zurück zu den anderen Welpen.

Zwei Stunden später werden alle Welpen wach und robben sich unter den Bauch von Bagira. Ich passe auf, was „mein schwarzes“ Mädchen macht. Auch sie will trinken, wird aber immer wieder von den anderen Welpen verdrängt.

Ich hole erneut mein Fläschchen und „säuge“ meinen Welpen.

Anschließend rufe ich meinen Tierarzt an und frage um Rat. Es ist schon richtig, was ich mache, so er. Meine Befürchtung, Bagira wisse um den tatsächlichen Gesundheitszustand von dem Welpen, weil sie ihn nicht annimmt, zerstreut er. Das kann natürlich sein, muss es aber nicht. Das muss nichts bedeuten! Ich soll sie nur weiterhin mit der Flasche füttern.

Die Welpen bekommen wieder Hunger, „mein“ Baby auch.

Doch diesmal ist es anders. Sie nimmt den Gummisauger nicht an. Sie öffnet ihr kleines Schnäuzchen nicht mehr!

Ich rede auf sie ein (dabei kann sie noch gar nichts hören, ihre Ohren sind verschlossen, ebenso wie die Augen), sage ihr, wenn sie sterben will, lasse ich sie gehen, dann ist das o.k. für mich. Wenn sie aber leben will, muss sie trinken! Ich schiebe meinen kleinen Finger in ihren Mund und schnell hinterher den Ditzl. Saugen tut sie nicht, ich pumpe ihr die Milch in den Mund. Höre erst auf, als der Brei rechts und links aus der Schnauze läuft.

Na gut, einen Zentimeter Welpenmilch hat sie nun im Bauch.

Bagira bekommt alles mit, mein Reden mit dem Welpen. Meine Gefühle von Sorge und Angst.

Sie akzeptiert nun, dass der Welpe sich an sie kuscheln darf. Ich glaube Bagira macht das mir zu liebe.

Ich bin sehr froh darüber, weil ich denke, dass das kleine Wesen, wenn es schon sterben muss, zumindest bis dahin die Liebe und Wärme seiner Mutter erfahren sollte.

Alle schlafen, Bagira und ihre Kinder. Es ist Nacht, vielleicht drei Uhr oder vier.

Auch ich bin sehr müde und schlafe vor Erschöpfung ein.

Im Hintergrund nehme ich dschungelähnliche Geräusche war.

Wir waren einmal in Mexiko auf einer Rundreise. Ein Hotel lag mitten im Dschungel. Wenn ich im Bett lag und aus dem Balkonfester blickte, sah ich nur Bäume um mich herum. Nachts kamen dann die Geräusche hinzu. Brüllaffen, Papageien und irgendwelche anderen Tierarten, die ich nicht definieren konnte.

Ich schlafe nur noch so halb und freue mich über das Piepen, Schmatzen, Schreien und Grummeln, erinnere mich an Mexiko und an den Dschungel.

Es wird dämmerig in meinem Zimmer, die Welpen saugen an der Mama. Die nächsten drei Wochen nenne ich sie immer nur „die kleinen Sauger“, weil das am treffendsten ist.

Ich suche „mein“ Baby, das Baby, das Bagira mir überlassen hat. Überglücklich und mit Freude sehe ich, dass auch sie eine Zitze ergattert hat und   T R I N K T!!

Meine Erleichterung und Dankbarkeit lassen sich kaum in Worte fassen.

Die Tage vergehen und der kleine „schwarze“ Welpe ist wie alle anderen Welpen auch. Fit, sehr beweglich und verfressen!

Die Kinder nehmen rasant zu. Ich wiege sie jeden Tag. Die ersten 6 Tage nehmen sie im Schnitt zwischen 20 und 80 Gramm zu.

Am 7. Tag nach der Geburt reibe ich mir die Augen, nachdem ich sie gewogen habe.

Jeder Welpe hat von Tag 6 auf Tag 7 zwischen 150 Gramm und 280 Gramm zugelegt.

Ich denke an einen Messfehler. Am 16.5. (am 8. Mai sind sie geboren) wiegt „Grün“ bereits 1 Kilogramm, „Blau“ hat ihn sogar überholt mit seinen 1.100 Gramm. Die Mädchen wiegen etwas weniger, alle so um die 800-900 Gramm.

Die tägliche Gewichtszunahme schwankt nun sehr von Welpe zu Welpe. Sie beträgt zwischen 50 und 200 Gramm.

Am nächsten Tag gleicht sich wieder aus, wer am Vortag „zu wenig Milch“ bekommen hat.

Ich bin zufrieden …, sehr zufrieden …

Bagira hat genug Milch für alle. Alle werden satt! Manchmal nehme ich einen Welpen, der meint, er müsse täglich 200 Gramm zunehmen, weg.

Ich lege ihn dann in die Kiste. An die Stelle, wo er am weitesten von Bagira entfernt ist. Bis er sich dann auf den Weg gemacht hat und bei den Zitzen angelangt ist, haben seine Geschwister schon einen satten „Milchvorsprung“.

Wenn ich das mit „Alpha-Grün“ mache, wird er zornig. Er motzt und schreit, beschwert sich lautstark. Ich grinse in mich hinein. Der wird heftig …. 

 

                                                 6. Kapitel    

 

Aus „Alpha-Grün“, wird Alpha Charly. Für mich ist er einfach nur „Alpha“. Für seine neue Familie der Charly.

Charly, der Erstgeborene, dem ich meinen Atem eingehaucht habe.

Es stimmt, es besteht ein Unterschied zu den übrigen Welpen. Charly ist der erste, der zu mir herkommt, es ist sein freier Wille, das zu tun. Ich habe ihn nicht gerufen oder angelockt, geschweige denn mit Leckerlis bestochen.

Charly begrüßt mich jeden Morgen, wenn ich das Welpenabsperrgitter (eigentlich ist es ein Kindersicherungsgitter, das zwischen einem Türrahmen eingespannt wird) öffne.

Er kommt zuerst zu mir, sagt „Guten Morgen“ und läuft erst dann hinter den anderen Geschwistern her und seiner Mutter nach.

Bagira bringt alle Welpen zu den großen und kleinen Geschäften nach draußen. Die Welpen sind nun 4 Wochen alt und vom 1. Stock nach unten in das Erdgeschoss umgezogen.

Wir haben die Welpenkiste im hinteren Teil des Ganges aufgestellt. Bei einem Bauernhaus sind die Gänge sehr lang. Die Welpen haben reichlich Platz und liegen am liebsten versteckt hinter der Welpenkiste unter dem Fenster an der Wand.

Seltsamerweise sind beide bodenlangen Vorhänge heil geblieben. Sie waren nur als „Rückenschmeichler“ für die Hunde im Einsatz.

Unser „Zugang“ zur Speise, dem Gäste-WC, der Waschküche und dem Keller war nur „eingeschränkt“ nutzbar. Da ist eine gute „Planung“ erforderlich. Was brauche ich heute? Damit ich alles, wenn das Welpenabsperrgitter auf ist, weil die Welpen im Garten sind, in die Küche bringen kann.

Sicherlich ist es möglich über das Gitter zu steigen, zu den Welpen. Das jedoch erfordert einiges an sportlicher Aktivität.

Auch die Toilette lässt sich nutzen, im „Gänse-Füßchen-Marsch“ an der Wand entlang, mit einer Hand die Türklinke gedrückt und seitlich schnell hinein.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. In unserem Fall heißt das, wo ein Wille ist, ist auch ein Welpe!

Ich freue mich jedes Mal, wenn Charly mir mehr Beachtung schenkt als seiner Mutter.

Trotz der Milchbar, die Bagira für alle Welpen immer noch geöffnet hat.

Er hat sicherlich den gleichen Hunger wie seine Geschwister, und doch „verliert“ er kostbare Zeit nur, weil er mich am Morgen begrüßen will.

Charly, der schöne Rüde mit dem breiten „Labby-Kopf“. Es ist schwierig, sich aus 7 Welpen den „einen“ Welpen, „seinen“ zukünftigen Welpen auszusuchen.

Alle sehen sie annähernd gleich aus, alle schwarz und putzig!

Die einzelnen unterschiedlichen Charaktere kann ich so ein bisschen abschätzen, ein wenig beurteilen.

Am auffallendsten ist Charly, der Alpharüde.

Für die Familie mit zwei Kindern im Alter von 8 und 11 Jahren ist es schwer, sich für einen Hund zu entscheiden.

Klar ist irgendwie nur, es soll ein Rüde sein.

Ich nehme die 4 Rüden aus ihrem „großen Laufstall“ heraus und setze alle in die Küche auf den Boden. Wir „Menschen“ setzen uns dazu.

Reizend, wie die Welpen um uns herum und zwischen unseren Händen und Füßen herumwuseln. Alle gleich nett, zwei gleichen meiner Labradorhündin in Sachen Fell aufs Haar. Sie sehen aus wie ein reinrassiger Labrador.

Zwei der Rüden haben ein leicht gewelltes, aber auch kurzes Haarkleid. Rein optisch ist es Geschmackssache, welcher Welpe besser gefällt.

Die Tochter verschwindet aus der Küche und „legt“ sich zu den weiblichen Hunden. Sie hätte doch lieber ein Mädchen.

Die Mutter schimpft …, wir nehmen einen Rüden …, komm in die Küche. Das steht außer Frage!

Sohnemann möchte den Hund mit dem grünen Halsband. Der Vater sagt, dass Mama letzten Endes die Entscheidung trifft. Sie hat den Hund am meisten und muss ihn erziehen!

Die Tochter hält sich raus, sagt jetzt nichts mehr, schmollt. Sie will eine Hündin!

Ich halte mich auch (fast) raus …, denn diese Entscheidung kann nur jede Familie für sich treffen!

Nun, der „Grüne“ sage ich, ist definitiv ein Alpha-Tier! Er hat schon, als er erst zwei Wochen alt war, seine Geschwister von den Zitzen seiner Mutter „weggekickt“.

Das heißt, wenn er gemerkt hat, dass aus seiner Zitze keine oder nicht mehr genügend Milch kommt, dann hat er der Reihe nach seine Geschwister wie die Kegel weggeschubst.

Das haben sich auch alle gefallen lassen …, nur „mein“ schwarzes Hundebaby, das (über-)leben wollte, hat sich trotz seines viel geringeren Körpergewichtes mit beiden Vorderbeinen auf den Mutterbauch gestellt, ohne seinen Vakuum-Verschluss mit einer Zitze aufzugeben.

Die Kleine ist eine „Kämpferin“, und ich bin mächtig stolz auf sie!

Wir sitzen, nicht nur gefühlte drei Stunden, auf dem Küchenfußboden. Mama erzählt von ihren vorherigen Hunden, von ihrer Reitbeteiligung und ihren Kindern.

Sie ist eine starke durchsetzungsfähige Ehefrau und Mutter. Die Kinder sind gut erzogen. Der Mann (vielleicht) auch?

Ich denke so bei mir: “Wenn eine es schafft, den Alpharüden zu erziehen, dann sie.“

Ich merke, wie recht es mir wäre, wenn sie sich für den „Grünen“ entscheiden würden.

Sohnemann kommt mir zu Hilfe …, ich will aber den Grünen!

Papa wendet ein, es müsse nicht gerade der am schwersten erziehbare Hund sein. Mama hat auch so schon genug Arbeit.

Ich will aber den Grünen …

Nun mische ich mich doch ein. Ich bin davon überzeugt, dass sie die Führungsqualität und die Konsequenz besitzen, diesen Hund zu erziehen. Das ist natürlich eine enorme Herausforderung.

Eine Herausforderung, die mir offen gestanden selber Spaß machen würde.

Da wir keinen Hund behalten wollen, weil wir schon einen großen Hund haben und unseren Hund überall hin mitnehmen, kommt ein zweiter großer Hund nicht in Frage.

Der „Grüne“ wird sicherlich mal ein wunderschöner Rüde, mit breitem Labradorkopf. Die Mehrarbeit mit ihm am Anfang wird sich sicherlich auszahlen, davon bin ich überzeugt.

Die Welpen schlafen inzwischen wieder auf dem Küchenfußboden ein. Sie sind müde geworden. Papa drängt nun zu einer Entscheidung. Er will sich raushalten, welcher Hund es nun werden soll.

Mama überlegt und Sohnemann: Der, der der ….

 

Also gut, sagt sie, wir nehmen den „Grünen“.

Ich freue mich, stehe auf, um den von mir bereits vorbereiteten schriftlichen Vertrag zu holen.

Nun sitzen wir am Küchentisch und ich erkläre die Einzelheiten im Vertrag, die mir wichtig sind. Am wichtigsten ist mir, dass es jedem Hund gut geht in seiner neuen Familie. Sollte es aber doch Probleme geben und der Hund nicht bleiben kann, will ich ihn zurückhaben. Ich trage die Verantwortung dafür, dass er geliebt und angenommen wird. Wenn das nicht der Fall sein sollte und ich mich in der Familie getäuscht habe, so möchte ich diesen Fehler korrigieren. Den Hund dann entweder doch selber behalten oder eben eine neue, für „diesen“ Hund besser geeignete Familie suchen.

Jeder Hund ist anders und nicht jeder Hund passt in „dieselbe“ Familie.

Eine zweite Chance im Leben hat jeder verdient. Der Hund, aber auch die Frauchen und Herrchen.    

Sie wissen sogar schon den Namen für „Grün“…, er soll Charly heißen …

 

                                                   7. Kapitel

 

Die ersten 4 Wochen gehören die Welpen mir alleine. Vorher will ich keine Anzeige schalten, sie auch nicht im Internet zum Verkauf anbieten.

Sie gehören zu uns, sind ein Teil meiner Familie geworden. Der Gedanke daran, sie „anzubieten“ zu verkaufen, kommt mir wie Verrat vor an ihnen und ihrer Mutter.

Ich bin ein Mensch. Denke zu menschlich. Fühle nichts als Liebe und Verantwortung für die kleinen Hunde.

Eine oft gestellte Frage in dieser Zeit: „Was machst DU nur mit den ganzen Hunden, wenn DU sie nicht verkaufen kannst“?

Ich habe diese Frage nie beantwortete. Was werde ich schon machen? Das ist doch ganz einfach:

Jeden Hund, den ich nicht verkaufen kann, werde ich behalten … (müssen, grins..)!

Der Zeitpunkt, wo ich sie anbieten muss, rückt näher.

Die Zeitspanne, einen guten Platz für alle Welpen zu finden, ist nur sehr gering. Welpen werden in der Regel mit 8 oder 9 Wochen verkauft. Ich gönne mir und den Hunden 9 Wochen.

Vorher gebe ich keinen Welpen ab. Die Zeit, die sie mit ihrer Mutter verbringen, ist unbezahlbar für sie und wichtig für die Entwicklung der Hunde.

Ein Welpe von bereits 12 Wochen ist schon nicht mehr so beliebt bei den Käufern.

„Es läuft langsam das Verfallsdatum ab.“ Traurig, aber wahr. Alle wollen die Hunde so jung wie möglich. Sollte ein Hund älter sein, kommt schon der Gedanke eines Käufers .., den wollte keiner! Nun kann ich es nicht mehr aufschieben. Ich rufe beim Kreisbotenverlag an. Es gibt ein „Sommerangebot“: eine Woche bezahlen, drei Wochen inserieren. Ich denke, in diesen drei Wochen werden sie dann wohl alle „vergeben“ sein.

Um meine Auswahlmöglichkeit unter den künftigen Welpenbesitzern zu erhöhen, inseriere ich für die Landreise Weilheim-Schongau, Starnberg, Fürstenfeldbruck, Kempten und dem Allgäu.

 

Das volle Programm! Auch in zwei Internetportalen gebe ich meine Verkaufsannonce auf. Das Schöne daran ist, dass ich dort Bilder einstellen kann. Wunderschöne Bilder der Welpen und beider Elterntiere. Es gelingt mir sogar, einen kleinen Videofilm einzustellen.

 

                              Labrador-Goldi-Mix-Welpen,

                              alle schwarz u. Kurzhaar,

                              entwurmt, geimpft, gechipt, 

                              mit EU-Heimtierausweis

                              aus privat Hobbyzucht, Abgabe

                              Anfang Juli, 4 Buben

                              und 3 Mädl´s, Elterntiere

                              mit Ahnentafel,

                              Bilder: www.petra-merk.de

und meine Telefonnummer, die ich hier nicht nennen möchte.

 

Ich bin Hobbyfotograf, „Bagira´s“ Website gibt es schon lange. Dort stelle ich immer wieder schöne Bilder ein, die ich mit dem Handy gemacht habe.

Es ist so praktisch keine Kamera mitnehmen zu müssen, und jederzeit aus der Situation heraus ein tolles Foto schießen zu können.

Die Nachfrage nach meinen Hunden ist riesig! Beide Internetportale werden 70 bzw. 90 Mal in der ersten Woche angeklickt. Auch mein Telefon steht nicht mehr still.

Ich kann zum Teil gar nicht mehr an den Apparat gehen, weil ich in diesem Augenblick gerade die Welpen versorgen oder sie nicht unbeaufsichtigt lassen kann.

Ich merke innerhalb kürzester Zeit, dass so ein Telefonanruf im Schnitt 45 Minuten dauert. Es gilt viele Fragen zu beantworten und von den Welpen zu erzählen. Wie es unter Hundehaltern so üblich ist, wird viel erzählt, von den Hunden, die wir schon gehabt haben, aber einschläfern mussten. Traurige Geschichten, die sich alle gleichen.

Zu alledem kommen noch die E-Mails, die ich beantworten muss. Manchmal schaffe ich das erst am nächsten Tag, ebenso wie den Rückruf der mir auf die Mailbox gesprochenen Anfragen.

Ich mache mir nach jedem Anruf Notizen über die Familie, die einen Welpen von mir haben möchte. Ich muss wissen, wem ich einen Hund geben kann, und bei wem mir mein „Bauch-gefühl“ abrät. Manchmal sind es auch ganz rationale Gründe, die mich entscheiden lassen, dorthin keinen Hund zu geben.

Das kann die Tatsache sein, dass einfach zu wenig Zeit für einen Hund in diesem Haushalt ist, oder dass ich gemerkt habe: Alle Hundefreunde, die einen Welpen als Zweithund haben wollen, haben Probleme mit ihrem ersten Hund.

Hier frage ich Xaveria, kann ein Zweithund das Problem mit dem Ersthund lösen? Probleme wie Aggressivität, Unsicherheit oder Einsamkeit.

Niemals sagt sie. Weißt du was passiert, wenn du einen Welpen zu einem erwachsenen Hund gibst, der solche Probleme macht?    N e i n …    Er wird die gleichen Probleme bekommen wie der Hund, der schon da ist. Ein Welpe orientiert sich immer an dem erwachsenen Hund. Er ist nicht in der Lage, die Situation zu verbessern.

Dann hast du zwei Hunde mit ähnlichen Problemen.

Gut, das reicht mir als Auskunft. Meine Welpen werden nur Ersthund sein. Basta!

Ich habe die freie Auswahl, bei so vielen Interessenten. Schön, denke ich mir. Ich sortiere

nach folgenden Kriterien aus:

 

  1. Viel Zeit, weil die Mamis mit zwei oder drei Kindern ohnehin zu Hause sind und der Hund somit fast nie alleine ist. Von den Kindern dann auch noch „bespaßt“ wird und keine Langeweile für den Hund (und seine Besitzer) aufkommt.
  2. Haus oder Wohnung mit Garten. Es ist doch schön für einen großen Hund, wenn er gleich in der Früh mal im Garten springen kann. Wenn er untertags außerhalb seiner Gassirunden sein Dasein nicht nur in geschlossenen Räumen verbringen muss. Ein Garten bietet so viele Möglichkeiten zum Spielen und Graben.
  3. Nach den Erfahrungen, die die bisherigen Hundehalter mit ihren (verstorbenen) Hunden bereits gemacht haben oder eben nicht. 
  4. Und zu guter Letzt nach persönlicher Sympathie und meinem Bauchgefühl.

 

Und was soll ich sagen: Es hat funktioniert, aber so was von funktioniert! Alle 7 Welpenbesitzerfamilien sind glücklich und verliebt in ihre Welpen. Somit sind die Hundekinder auch glücklich und zufrieden. Das Wochenende wird anstrengend. Es haben sich für Samstag und Sonntag jeweils zwei Familien mit Kindern zur Besichtigung angesagt. Das zarte Mädchen mit dem gelben Halsband ging „unter der Hand“ weg. Mein Tierarzt hat das arrangiert.

So waren es nur noch sechs. Blödes Gefühl, ein Lebewesen zu „verkaufen“.

 

                                                  8. Kapitel

 

In meinen Telefonaten auf der Suche nach geeigneten Welpenkäufern bin ich sehr oft mit dem Tod eines geliebten Haustieres, dem Tod und dem Verlust des letzten Hundes der Familie konfrontiert worden. Deshalb habe ich mich entschlossen, in meinem Buch diesem Thema ein Kapitel zu widmen.

Aus meiner Sicht begebe ich mich nun auf „gefährliches“ Terrain. Es ist mir nicht möglich, ohne mich „zu outen“. Ich möchte nicht in einer Ecke landen oder gedrängt werden, eine Esoterikerin zu sein. (Mein Rechtschreibprogramm korrigiert gerade meine Schreibweise zu Esoterik, da ich nicht einmal weiß, wie man das schreibt)

Das bin ich ganz sicher nicht! Ich bin auch kein Spinner oder habe Wahnvorstellungen irgendwelcher Art!

Glauben sie mir, liebe Leser/innen, ich bin gesund und im vollen Besitz meiner geistigen Fähigkeiten.

Ich bin nur anders als die meisten Menschen. Habe vielleicht eine hellseherische Begabung. Eine Art Antenne fürs Mystische und eine höhere Bewusstseinsebene. Das bedeutet nur, dass ich gewisse Dinge anders wahrnehme. Mit dem Instinkt eines Tieres vielleicht oder einfach nur einen 6. Sinn besitze.

Diese Weisheit habe ich nicht aus Büchern, das ist einfach mein Leben. Wobei, Vorsicht, „einfach“ ist das bei Weitem nicht!

Eine Begebenheit aus meinem Leben möchte ich Ihnen nun schildern.

Meiner ersten schwarzen Labradorhündin ging es sehr schlecht. Nachdem es 6 Wochen gedauert hat herauszufinden, was ihr denn fehlt, war klar, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.

Die Diagnose lautete Lymphdrüsenkrebs. Mit oder ohne Chemotherapie das Todesurteil für meinen Hund.

Da ich sie nicht unnötig quälen wollte, kam eine Chemotherapie nicht in Frage. Sie bekam Cortisontabletten gegen die Schmerzen und den Krebs. Ihre Lebenserwartung lag geschätzt bei zwei Monaten. 

Und tatsächlich, nach 8 Wochen ging es ihr trotz der Tabletten so schlecht, dass ich den Tierarzt anrufen musste. Sie konnte nichts mehr essen, kein Wasser mehr aufnehmen. Auch der tägliche Toilettengang war unmöglich. Das war kein schleichender Prozess, sondern von einem Tag auf den anderen so.

 

Ich hatte immer Angst vor diesem einen Tag. Dem Tag, an dem ich den Tierarzt anrufen muss um ihn zu bitten, Balu einzuschläfern. Ich finde es auch heute noch schlimm entscheiden zu müssen, du, mein Hund stirbst heute. Ich bin nicht Gott und ich möchte das nicht entscheiden.

Mir blieb keine Wahl, wenn ich sie nicht leiden lassen wollte. So musste ich handeln.

Der Tierarzt fährt den Hof herein. Balu und ich warten vor dem Haus an der Haustüre auf ihn. Es ist Januar, ein wunderschöner sonniger Tag im Januar. Warm, kein Tag um zu sterben!

Er steigt aus dem Wagen aus, Balu läuft ihm schwanzwedelnd entgegen. Sie hat ein wunderbar schön glänzendes Fell. Ihre Krankheit sieht man ihr nicht an. Lediglich an Gewicht hat sie zugenommen. Das ist jedoch bei einem Labrador normal.

Seine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht: „Den Hund soll ich einschläfern?“

Ja, sage ich mit belegter Stimme. Ich könnte ihm noch eine Spritze geben, dann geht es noch eine Woche …, und dann? frage ich. Ja dann ….

Nein, ich möchte, dass sie ihn einschläfern. Ich weiß, es ist der richtige Zeitpunkt. Ich habe meinem Hund vor langer Zeit versprochen, lange bevor ich überhaupt etwas von ihrem frühen Krebsleiden wusste, dass ich sie nicht werde leiden lassen.

Ich halte mein Versprechen!

Na gut! Sie bekommt zuerst eine Beruhigungsspritze. Mein Mann, den ich angerufen habe und der gerade nach Hause kommt, holt eine Decke. Auf diese Decke legt sich Balu. Sie hat keine Ahnung, was nun passieren wird. Sie vertraut mir blind!

Ich kauere auf dem Boden und habe den Kopf meines Hundes auf meinem Schoß. Liebkose und streichle sie. Sie schließt ihre Augen, der Tierarzt sagt mir, sie ist tot.

Ich sehe ihn an, als würde er spinnen. Sie ist nicht tot, sage ich zu ihm. Er nimmt sein Stethoskop und horcht ihr Herz ab. Sie ist tot!

Ich schüttle den Kopf, nein …, ich kann ihre Energie spüren, sie ist hier. Vielleicht ist ihr Körper tot, sie aber ist hier bei mir!

Mein Tierarzt reagiert nicht, für ihn ist seine Aufgabe erledigt. Er sagt mir noch, dass ich Recht hatte, es war der richtige Zeitpunkt. Balu hat nach der Beruhigungsspritze circa 5 Liter Flüssigkeit verloren. Das ist ungewöhnlich und sehr viel.

Ihr Darm muss so dicht gemacht haben, dass gar nichts mehr durch gegangen ist. Weder vorne raus, noch hinten.

Es war definitiv der richtige Zeitpunkt.

Erwin und ich stehen vom Boden auf, der Tierarzt fährt heim.

Komm, lass uns erst ins Wohnzimmer gehen. Er trägt den „toten“ Hund hinein.

 

Ich gehe wie ferngesteuert zur offenen Garage und hole aus dem Kofferraum die Decken und Kissen von Balu heraus. Ich spüre, wie mein Hund wie immer mit mir zum Auto läuft.

Sie läuft auch mit mir zurück zum Haus und ins Wohnzimmer.

Ich lasse mich aufs Sofa fallen, mein Mann weint. Ich kann nicht weinen. Sie ist hier, sage ich.

Ich finde es lustig …, einen unsichtbaren Hund zu haben. Gut, denke ich bei mir, Hauptsache, du bist da. Es ist mir nicht wichtig, ob ich dich sehen kann oder nicht. Ich fühle Dich!

Dann sagt mein Mann etwas Eigenartiges: „Ich glaube, sie ist da!“  Ich freue mich, dass er nicht sagt, dass ich spinne!

Die nächsten Wochen verbringen wir gemeinsam, mein „unsichtbarer“ Hund und ich. Ich merke jedoch, dass sie mich immer längere Zeit alleine lässt. Sie kommt wieder und geht auch wieder.

Jetzt könnte man denken, dass ich halt die ganze Zeit so intensiv an meinen Hund denke und mir seine Anwesenheit nur einrede.

Jenen Kritikern, die das beim Lesen dieser Zeilen nun denken, möchte ich weiter erzählen, denn diese Begebenheit ist noch lange nicht zu Ende.

Eines Sonntags sitze ich vorm Fernseher und sehe mir den Sonntagsstammtisch im Dritten an.

Ich liebe diese Sendung und gönne mir als Frühschoppen regelmäßig ein Weisbier.

Ich habe keine Erinnerung mehr daran, welches Thema mich so fasziniert hat. Ich denke auf keinen Fall in diesem Augenblick an Balu.

Auf einmal merke ich, wie sie es sich neben meinem Platz auf dem Sofa gemütlich macht. Sie legt ihren Kopf und die Vorderpfoten in gewohnter Weise auf mich. Es fühlt sich kuschelig und warm an. Ich kann sogar ihren Geruch wahrnehmen.

Total überrascht, aber überglücklich, wage ich es kaum zu atmen oder mich zu bewegen. Sie ist hier bei mir! Ich liebe sie!

Was im Fernsehen läuft, kriege ich nicht mehr mit …, kein Hund riecht wie sie! Dieser Geruch, wunderbar.

Es dauert bestimmt eine Viertelstunde, bis der Zauber vorbei ist. Sie ist wieder weg …., die Liebe zu ihr aber bleibt.

So erging es mir noch ein paar Mal. Sie hat uns zum Flughafen begleitet, wo sie sonst nie mitdurfte. Ist mit uns in Spanien am Strand mitgelaufen und war dann ebenso schnell wieder weg, wie sie hier bei mir sein konnte. Ich konnte auch ihre Gefühlslage spüren, wie sie „drauf“ war.

Einmal sagten wir, dass wir uns ein Auto mieten. Balu liebt Autofahren …und da war sie wieder, mein „unsichtbarer“ Hund. Wir mussten jedoch ein ganzes Stück zu Fuß zur Autovermietung laufen. Balu wollte nicht gerne laufe …, sie hat was von Autofahren gehört und nun laufen und laufen wir am Strand entlang …, und was soll ich sagen …“relativ“ erbost darüber, war sie einfach weg! Lach …

Irgendwann dachte ich, unsichtbarer Hund, ist ja alles schön und gut, aber in ein Hundefell zu greifen, es real zu spüren, ist unverzichtbar.

Tja, und so kam Bagira zu uns ins Haus. Nachdem Bagira bei mir war, kam Balu nie wieder. Leider!

… nur einmal noch, als ich tieftraurig war …, Bagira war die ersten Wochen sehr abweisend zu mir, sie war immer auf der anderen Seite eines Zimmers, immer am weitesten entfernt von mir. Das hat mich sehr getroffen, mir sehr wehgetan.

Ich habe in Gedanken mit Balu geschimpft und mich beschwert.“ Du solltest mir doch dabei helfen, dass ich den richtigen Hund finde“!

Danke für Deine Hilfe!!!

Ich habe diese Gedanken kaum zu Ende gedacht, steht Bagira auf, kommt zu mir her und legt sich ebenso, wie das Balu immer getan hat, auf mich.

 

Dann erst habe ich gewusst, dass alles gut wird, dass wir beide, Bagira und ich, einfach noch ein wenig Zeit brauchen, um uns aneinander zu gewöhnen.

 

So sollte es auch wahr werden!

 

Übrigens es war das erste und einzige Mal, dass sich Bagira in dieser Art und Weise, wie Balu (jahrelang) zuvor, zu mir gelegt hat.

 

Der Tod ist relativ! Sind wir alle tatsächlich unsterbliche Wesen?

 

Irgendwann ..........

Letzte Nacht stand ich an Deinem Bett, um einen Blick auf Dich zu werfen, und ich konnte sehen, dass Du weintest und nicht schlafen konntest. Während Du eine Träne wegwischtest, winselte ich leise, denn ich wollte Dir sagen: "Ich bin es! Ich habe Dich nicht verlassen. Ich bin wohlauf, es geht mir gut, und ich bin hier bei Dir!" Auch heute morgen beim Frühstück war ich Dir ganz nahe. Ich sah Dich den Kaffee einschenken, während Du daran dachtest, wie oft früher Deine Hände zu mir heruntergewandert waren. Und beim Einkaufengehen war ich auch dabei.

Du warst so traurig, und ich hätte Dich so gerne ein wenig aufgeheitert.

Danach sind wir miteinander zu meinem Grab gegangen. Was für ein wunderschönes Grab Du für mich gemacht hast! So lieb von Dir! Aber wie schön wäre es, ich könnte Dir sagen, dass ich in Wirklichkeit gar nicht dort bin. Ich bin in Wirklichkeit immer bei Dir und an Deiner Seite gewesen. Wie schade, dass Du mich nicht sehen kannst!

Als wir dann daheim angekommen waren, hast Du - wie immer - Deinen Haustorschlüssel gesucht ... Du sahst so müde aus, als Du Dich auf die Couch sinken ließest. Da drückte ich mich ganz, ganz fest an Dich und schleckte Dir ein bisschen über Deine Wange. Und auf einmal hast Du gelächelt!!

Wäre es vielleicht möglich, dass Du vielleicht doch gemerkt hast, dass ich gar nicht fort    bin ...?

Irgendwann, wenn auch Deine Lebensreise einmal zu Ende sein wird, wirst Du mich sicher wiedersehen können, und dann werden wir beide sehr glücklich sein und immer, immer beisammen sein können.

Wie wunderschön das sein wird ............!! 

-Verfasser unbekannt-

 

                                                   9.  Kapitel

 

Ich bekomme noch einen Anruf wegen der Welpen. Diesmal kann ich sofort ans Telefon gehen. Ob denn noch ein Hund da wäre? Mmm, ja, mit Mädchen bin ich „knapp“, aber ein Rüde ist sicherlich noch zu haben.

Ob sie denn gleich vorbeikommen könnte? Sie hätte nicht weit zu fahren und müsste nur mal den Opa fragen, ob sie das Auto haben könne. Da ihr Mann noch in der Arbeit ist.

Ja, das geht …, sage ich. Darauf sie: Wir kommen …

Eine junge Frau, ein Mädchen von ca. anderthalb Jahren und die Oma steigen aus dem Wagen.

Die Stimmung würde ich als freudig und fröhlich und aufgeregt im positiven Sinne bezeichnen.

Oma strahlt mich an. Bagira begrüßt schwanzwedelnd „ihren Besuch“. Alle gehen wir zu „Bagiras ganzem Stolz“, den Welpen im Kinderlaufstall.

Ich habe die Kleinen noch im Garten, das Wetter ist sehr schön. Wir haben einen zusammenklappbaren Kinderlaufstall aus Holz besorgt. Den kann man im Achteck, mit einem gesamten Durchmesser von 2,5 Metern aufstellen.

Um die Fläche zu vergrößern nahm mein Mann das Laufstallgitter der Länge nach. Es wurde an einer Seite fest an unserem Holzrahmen vom Garagentor und auf der anderen Seite an der Holzverkleidung zum Stallgebäude festgeschraubt. Durch die Seitenwand des Stallgebäudes ist damit der Welpenlaufstall verdoppelt worden.

Die Welpen liegen, wie so oft, an der Stallwand unter dem Haselnussstrauch im Gebüsch, zwischen dem wilden Wein. Dieser klettert die acht Meter hohe Wand hinauf und bildet eine grüne Oase.

Verschlafen laufen uns die Butzerl entgegen. Ich lasse nicht alle Welpen aus Rücksicht auf die kleine Tochter heraus. Sie kann gerade mal so stehen.

Die Welpen würden sie über den Haufen rennen.

Den „blauen“ Rüden nehme ich heraus. Er hat noch keine Familie gefunden, die ihn aufnehmen möchte.

Inseriert habe ich alle unsere Welpen mit schwarz und Kurzhaar. So langsam kristallisieren sich die Unterschiede im Fell heraus. Unser Rüde mit dem blauen Halsband scheint doch längere Haare zu bekommen? Sie sind auch nicht so glatt wie bei Bagira.

Intern sage ich Yeti zu ihm, Yeti der „Blaue“. Er hat das längste und wuscheligste Fell von allen.

Er ist ein ganz lieber Tropf. Gemütlich, entspannt und ausgeglichen. Wenn Yeti schläft, dann schläft er. Man könnte das Haus abreißen, in dem er schläft, solange der Platz auf dem er liegt nicht berührt wird.    

Wie oft haben wir Yeti im ganzen Garten gesucht …, alle anderen 6 Welpen waren da, nur einer fehlte! Dieser Eine war fast immer unser „Blauer“. Er hat einfach geschlafen. Da half alles Rufen nichts. Auch das Klappern der Futterschüsseln hat ihn nicht aufwecken können.

Wenn Yeti schläft, dann schläft Yeti eben. Inzwischen wussten wir natürlich seine bevorzugten Schlafplätze und haben ihn unter der Hecke oder hinter zwei Blumentöpfen herausgeholt.

Ihn konnte man wirklich hochnehmen. Er schlief in unseren Armen weiter und gleich darauf in der Welpenkiste. Er ist dabei nicht aufgewacht!

Mein Mann sagte oft: “Das wäre der richtige Hund für uns. Wir haben einen Labrador – S.“

S für „Sportausführung“. Bagira schläft (fast) nie. Sie will sich immerzu bewegen, laufen, und Frisbee spielen.

Wir sind beide eher der Typ „Kautschpotato“ und nicht gerade das, was man im allgemeinen als sportlichen Menschen bezeichnen würde.

Tja, aber so ist das Leben …, Bagira bringt und hält uns in Bewegung und auf Trab.

Yeti hat so gesehen nichts von seiner Mutter geerbt. Weder das Fell noch ihre quirlige Art.

Die Drei sind begeistert von Yeti! Das Kind lacht. Sie hat keine Angst vor ihm. Mama erzählt, dass ihr älterer Sohn beim Opa geblieben ist. Er ist 7 Jahre und hat gerade einen Freund zu Besuch.

Wir hatten bereits einen Hund. Den mussten wir einschläfern. Wir wohnen mit meinen Eltern zusammen in einem Haus. Das ist sehr hilfreich mit kleinen Kindern und Hund.

Eine tolle Familie! Für Yeti ist das heute sein „Glückstag“. Er weiß es nur noch nicht!

Ich brauche gar nicht erst zu fragen, ob sie den Hund wollen. Das merke ich auch so …

Der Papa sollt halt den Hund auch noch anschaun…, er will auch wieder einen Hund haben.

Wir sollten ihn halt nicht übergehen …, morgen hat er Spätschicht …, da könnten wir am Vormittag um 10.00 Uhr vorbeikommen.

Gut sag ich, dann bis morgen um 10.

Pünktlich um 10.00 Uhr fährt ein Auto die Hofeinfahrt herein. Ich mache gleich die Haustüre auf, um ein Klingeln zu vermeiden. Das könnte die Babys wecken. Sie schlafen Gott-Sei-Dank endlich alle!

Die junge Frau von gestern springt förmlich aus dem Wagen und startet zu mir an die Haustüre. Heike sagt: „Er weiß noch gar nichts“, er denkt, wir holen für meine Mutter eine Handcreme ab.“

Ich wundere mich schon, warum er nicht aus dem Auto steigt?! O.k., sie winkt ihm. Er solle doch herkommen. Mir gelingt es nicht, mich im Bruchteil einer Sekunde zu entscheiden, wie ich mich verhalten soll.

Ich stelle ihm meine Hündin Bagira vor. Merkwürdig sieht er mich an. Die Frage steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er wundert sich sehr!

Mit einer Handbewegung deute ich nach hinten. Am Ende des Ganges sind die Welpen.

Heike läuft freudig zu den Babys, schau mal …., wie süß …

Christian kuckt seine Frau an, dann mich …, „ich denke, wir holen eine Handcreme ab?

Ich halte mich raus, sage nichts …, mir hat man erzählt, erklärt er: Sie müssten nur noch schnell für seine Schwiegermutter eine Handcreme abholen, bei einer Frau, die dieses Produkt vertreibt.

Ich zucke mit den Schultern, nein, Handcreme würde ich nicht verkaufen. Ich hätte noch einen Rüden, einen männlichen Hundewelpen abzugeben.

Ich suche den Zwerg und hole ihn heraus. Wir gehen in die Küche. Der „Blaue“ freut sich riesig über den Besuch. Schmust und schmeichelt Heike und Christian an.

Richtig so, denke ich, Yeti macht seine Sache gut! Na, die Angelegenheit ist wohl schon ohne mich entschieden, mault Christian.

Ich frage ihn, ob er denn keinen Hund haben wolle? Schon…, doch… natürlich bin ich mit einem Hund im Haus einverstanden. Wir haben das gemeinsam besprochen.

Ich kann ihm nachfühlen, dass er sich überrumpelt fühlt. Wir sitzen alle am Boden. Yeti läuft ihm zwischen Arme und Beine. Gerade so, als könnte er unser Gespräch mit anhören.

Es dauert keine 10 Sekunden mehr, dann hat Christian seinen „Schock“ überwunden. Er kuschelt und schmust mit Yeti. Er ist doch nett, schau mal, wie lieb er ist, sagt Heike.

Ja klar, ist der nett! Wir nehmen ihn also? Sag ja …!

Christian schüttelt den Kopf, ich fühle was er denkt: „Was kannst du als Mann da schon machen?“ Als liebevoller Familienvater und Ehemann, der Verantwortung trägt und sich sehr schnell auf veränderte Situationen einstellen kann. Situationen, die nicht er verändert hat, sondern seine Frau und die Kinder.

Allen Respekt, gut gemacht und souverän gelöst!      

Als Heike ihre Unterschrift unter den Vertrag setzt, frage ich, ob sie denn schon wüssten, wie der Hund heißen soll?

Ich bin so aufgeregt, hab die halbe Nacht nicht richtig geschlafen, sagt sie und strahlt mich an:

Balu soll er heißen!  Balu mit   „u“   nicht mit  „ou“.    Oder? … fragend sieht sie Christian an …

Diesmal „lasse ich Christian keine Wahl“ …, Balu finde ich sooo super, meine Freude schlägt Purzelbäume.

Meine erste Labradorhündin hieß Balu. Auch nur mit  „u“   ohne  „o“.

 

Drei Menschen und mindestens zwei Hunde sind glücklich …

 

                                                   10. Kapitel  

 

Die Welpen werden immer kräftiger und hungriger. Sie sind noch nicht ganz vier Wochen alt, als sie vom 1. Stock mit ihrer Welpenkiste in den Hausflur hinunter in das EG umziehen.

Das hat nicht nur den Grund, dass sie mobiler geworden sind. Sondern dass ich sie heute das erste Mal mit Futterschüssel in ihrer Welpenkiste gefüttert habe.

Bagira hat nicht mehr genügend Milch, um alle satt zu bekommen. Die Welpen kommen, bzw. jammern in immer kürzeren Abständen ihre Mama um Milch an.

Sie sind nicht satt und dementsprechend knatschig. 

Zunächst wollen sie die von mir angerührte Welpenmilch nicht. Eine Schüssel ist fremd für sie. Balu und Charly, wohl die Hungrigsten unter ihnen, gehen eher vorsichtig zu dem Milchbrei in dem komischen runden Ding.

Bagira ist misstrauisch und möchte den Milchbrei selber fressen. Ich lasse sie nicht in die Welpenkiste und erkläre, ganz fachmännisch, dass die Babys jetzt selber essen können, wie sie selbst auch! Sie seien schon groß, erkläre ich!

Sie versteht, wenn ich sage: „Bagira kann es“, daher sage ich: „Baby kann´s.“  Auch das Wort Baby hat sie inzwischen verstehen gelernt und dass sie „die Mama“ ist, auch.

Schlau so Hunde!

„Der Hunger treibt´s nei!“

Balu und Charly finden, nachdem ich beide mit dem Kopf voran an die Schüssel gestellt habe, den lauwarmen Milchbrei so richtig lecker! So lecker, dass sie mit beiden Vorderpfoten in die Schüssel steigen.

Sie schmatzen und schlecken und das weckt das Interesse der anderen Welpen augenblicklich!

Nero startet zur Schüssel. Er legt nicht nur seine Vorderfüße in die Schüssel, sondern seinen ganzen Oberkörper. Der halbe Hund liegt im Napf. Ich nehme ihn zurück. Er sieht schrecklich aus. Er ist von oben bis unten mit Welpenmilch verklebt. Der breiige Batz klebt in seinen Haaren, zwischen seinen Zehen und verstopft die Nase und ein Ohr.

Ich hole eine zweite Schüssel mit lauwarmem Wasser und ein weiches Mikrofasertuch, um das Schnäuzchen, die Nase und den restlichen Hund vom Brei zu befreien. 

Inzwischen sind alle Welpen irgendwie in und um die Schüssel und hineingefallen. Der Welpenbrei klebt nicht nur an den Hunden, sondern verteilt sich im gesamten Welpenbett.

Es ist eine unglaubliche Sauerei …, in diesem Augenblick fasse ich den Entschluss, dass die Welpen umziehen müssen.

Ich habe keinen Patz, Futterschüsseln außerhalb der Welpenkiste aufzustellen. Mein Bett steht zu nahe an der Kiste. Außerdem liegt unter der Welpenkiste ein Teppich, den ich nie wieder sauber bekomme.

Am Tag meines (sehr weisen) Entschlusses kommt unser Freund Martin zu Besuch. Den „verhafte“ ich gleich dazu mitzuhelfen, diese schwere und unhandliche Welpenkiste die Treppe hinunter zu tragen.

Mein Mann versteht nicht, warum es so pressant ist und die Kiste    s o f o r t    nach unten muss?!

Beiden Männern zeige ich die Wichtigkeit dessen, was sie geschleppt und geleistet haben, als eine Stunde später die Welpen wieder Hunger haben.

Wir beschließen sie in der Küche zu füttern. Diesen Boden kann ich am leichtesten reinigen.

 

Diesmal stelle ich drei Näpfe auf. Die Küchenschlacht kann beginnen. Die Welpen stürmen die Schüsseln. Manche laufen durch sie hindurch zum nächsten Napf, um zu sehen, was dort drin ist.

Die Fresstechniken der Welpen sind sehr unterschiedlich.

Nero hat für sich entdeckt, dass er es am Bequemsten hat, wenn er, mit seinen beiden Vorderpfoten außerhalb der Schüssel, seine Schüssel umarmt. Er liegt vor seinem Napf, die Vorderbeine weit auseinandergespreizt und fast mit dem ganzen Kopf in der Schüssel.

Gierig schlingt er die Welpenmilch hinein. Es hat den Vorteil, dass kein Welpe ihn von der Schüssel verdrängen kann. Bella macht es ihm nach. Auch sie frisst nun in dieser Stellung.

Charly, der Alpha, schämt sich wohl etwas, so unwürdig breit vor einer Schüssel zu liegen.

Er macht den „Großen“, stellt sich breitschultrig vor einen Napf. Auch er will möglichst wenig Geschwister an seinen Napf lassen. Wenn Balu und Charly sich eine Schüssel teilen, gewissermaßen Schulter an Schulter, dann kann keines der Geschwister mehr hin, um selber Welpenmilch zu bekommen.

Zwischen diesem ganzen Tohuwabohu und Geschmiere des Welpenbreis steht meine Hündin Bagira. Sie scheint schockiert zu sein über die Essenskultur ihrer Kinder. Sie versucht Ordnung hinein zu bringen. Leckt den Boden und die Ränder der Schüsseln und sorgt somit etwas für Sauberkeit.

Die Kinder springen sich gegenseitig spielerisch an. Somit verteilen sie mit ihren Pfoten den Brei im gesamten Fell aller! Bagira schleckt ihre Kinder ab, die das aber gar nicht so gut finden.

Waschen ist auch bei Welpenkindern nicht sehr beliebt!

Ich hole erneut einen Eimer mit lauwarmem Wasser und mein weiches Mikrofasertuch.

 

Ich nehme jeden Welpen hoch. Lege ihn in meine Hand und halte ihn an der Unterseite am Kopf/Hals fest, die Beine baumeln lose in der Luft, der Bauch liegt auf meinem linken Unterarm auf. So kann ich mit der rechten Hand und dem Tuch jeden Welpen säubern.

Zum Schluss sind noch die kleinen Füße dran und die Zehen. Dabei stelle ich fest, dass auch meine „Mischlingswelpen“ Schwimmhäute zwischen den Zehen haben. Wie es sich für einen richtigen Labrador gehört!

Erst nachdem ich mit jedem Welpen fertig bin, gebe ich ihn einzeln Bagira. Sie streicht mit ihrer Zunge über das Fell der Kinder. Die Endreinigung beginnt.

Im Anschluss daran darf ich 2 x meinen Küchenboden putzen. Die fetthaltige Milchbreimasse, lässt sich bei einmaligem Wischen nicht entfernen.

Das kann heiter werden, die nächsten Tage…, denke ich bei mir …

 

                                                   11. Kapitel

 

Am nächsten Tag regnet es. Die Welpen werden von mir 3 x am Tag und 1 x in der Nacht gefüttert. Das zusätzlich zu der Milch, die sie immer noch von Bagira bekommen.

Mir wäre es sehr recht, wenn die Welpen draußen frühstücken würden. Ich habe heute Nacht um drei Uhr meinen Küchenfußboden gewischt, weil die Welpen den Brei großflächig verteilt haben.

Es hat aufgehört zu regnen und ich freue mich, keinen Fußboden zu wischen. Die Kleinen essen draußen im Freien.

Ich mische die Welpenmilch an und verteile sie in drei Schüsseln. Bagira bekommt einen vierten Napf mit ihrem Futter.

Alle wollen gleichzeitig fressen, sonst gibt es Streit. Ich stelle die Näpfe auf ein silbernes Tablett und trage alle zusammen ins Freie.

Nun muss ich schnell sein und jeden Napf im Abstand von ca. einem Meter aufstellen. Sobald der erste Napf am Boden steht, sind alle 7 Hunde über, neben und im Napf selber. Sie liegen auch aufeinander im Kampf um das Essen.

Schnell stelle ich den zweiten und dritten Napf auf den Boden. Ich hole mir zwei Welpen und setze sie zu den „verwaisten“ Näpfen. Es dauert, bis alle d. h. jeweils zwei oder drei Welpen um einen Napf stehen!

In Sekundenschnelle sind alle Näpfe geleert. Bagira frisst nicht so schnell, daher muss sie ihren Teil des Essens noch mit den Welpen teilen. Sie bedrängen Bagira und ihre Futterschüssel. Ihr wird das zu dumm und sie überlässt ihnen den Rest ihres Futters.

Die Welpen sind wie Piranhas oder vielleicht doch gierige, gefräßige kleine Wölfe?

Die Schüsseln sind leergeschleckt, fast blitzeblank und sauber! So groß ist der Hunger?!

Ich trage die Näpfe in die Küche und spüle sie ab. Bis ich zurück in den Garten komme, liegen meine Welpen alle aufeinander und aneinander gekuschelt auf dem kalten Boden oder im Gras.

Was ich nicht für möglich gehalten hätte, ist, dass Welpen so schnell frieren. Oh Gott!

Einen Welpen auf jedem Arm, trage ich sie eilig zurück ins Haus und in die Welpenzone. Ich lege sie in Mamas Bett auf die Decke. Alle sieben liegen nun im Hundebett aneinander-gekuschelt und fiepen leise. Sie frieren immer noch!

Ich nehme eine zweite Decke und lege sie über die Welpen.

Nun bekomme ich Angst, dass sie krank werden könnten.

Schnell hole ich zwei Wärmflaschen und lege sie unter die Decke in das Bett hinein.

Auch Bagira jammert, weil ihre Kinder jammern. Es ist grauenvoll!  

Es dauert zwar nur ein paar Minuten und die Welpenkinder hören auf zu zittern und zu jammern. Ihnen ist schnell wieder wohlig warm.

Für mich ist das ein Schock und eine Lehre zugleich!

Bei schlechtem Wetter wird drinnen gefrühstückt. Sie haben einfach noch nicht genug Unterwolle im Fell und kühlen schnell aus. Sie können ihre normale Körpertemperatur einfach nicht halten.

Doch es geht auch anders herum. Statt Kälte, die „große“ Hitze. Auch die mögen sie nicht wirklich.

Schließlich ist Sommer und die Welpen haben die letzten 2 Stunden im Garten in ihrem Welpenabsperrgitter verbracht. Im Schatten unter dem Haselnussstrauch. Sie haben sich auch Kuhlen gegraben und das Gras weggekratzt, um auf kühlem Erdboden zu liegen.

Ich möchte mit Bagira noch Gassi gehen, doch dazu müssen die Welpen zurück ins Haus.

Alleine und unbeaufsichtigt lasse ich sie nie im Garten zurück.

Wer kann schon wissen, wer so alles am Gartenzaun entlangläuft. Unser Gartentürl ist nie verschlossen.

Ich muss sicher sein, dass niemand einen Welpen „davontragen“ kann. Daher tue ich die Welpen, wenn ich wegmuss, immer ins Haus zurück. 

Bevor sie ins Haus gehen, sollten sie noch ihr Geschäft verrichten. Daher öffne ich das Absperrgitter und meine Welpen kommen etwas verschlafen unter dem Gebüsch hervor.

Ich denke, dass sie nun wie gewohnt in die Wiesen laufen oder zum Walnussbaum, um sich zu lösen.

Denken kann ich mir das schon …, die Welpen denken anders. Die Haustüre steht sperrangelweit auf.

Für sie ist es „unerträglich und unzumutbar heiß“ heute! Anmerkung: Was nicht stimmt, denn 26 Grad im Sommer ist doch eine recht angenehme schöne Temperatur!

Meine Welpen suchen augenblicklich das Kühle!

Sie rennen schnellstmöglich zur Haustüre und in den Hausflur.

Dort erst merken sie, dass sie noch müssen …., mehr oder weniger fassungslos gehe ich ihnen hinterher.

Erst eine Welpe, dann zwei, dann drei und vier Welpen machen diesen „Buckel“, sie müssen halt! Dann noch der 5. …, es stinkt fürchterlich.

Halb verwundert, halb lachend sehe ich dem großen „Geschäft“ zu.

Was soll ich machen …? Schimpfen nutzt da nichts, das würden die Welpen nicht verstehen.

Ich hole eine Küchenrolle. Die brauche ich fast ganz auf, denn Wasser lassen müssen einige auch noch!

Zum guten Glück sind alle noch müde und verziehen sich hinter die Welpenkiste auf den kühlen Fliesenboden.

Ich mache dort das Absperrgitter zu. Nun kann ich den Flur wischen …

Langsam stelle ich von Welpenmilch auf Welpendosenfutter um. Das ist etwas besser zu füttern, weil es nicht mehr so schrecklich klebt.

In der Regel ist es Pute oder Huhn, das sich nun im Fell verfängt. Diese einzelnen Bröckchen lassen sich sogar mit zwei Fingern herausnehmen.

Später mit dem Welpentrockenfutter, das sie nun mit ihren kleinen Zähnchen beißen können, wird es noch etwas sauberer um die Hunde und uns herum.

Eine wirkliche Erleichterung für mich!

Ich wechsle ab, mal Trockenfutter, mal Dosenfutter. Es kommt darauf an, wie das Wetter ist.

Nassfutter gibt es nur im Freien, Trockenfutter im Haus. Jetzt brauche ich die Küche und den Flur nur noch ein bis zwei Mal am Tag wischen.

Bagira bekommt von mir das Rückgrad einer Ente zum fressen. Das mag sie sehr gerne, frisch gebraten und abgekühlt schmeckt es am besten!

Diesmal versteckt sie es in der Welpenkiste unter den Decken und Handtüchern. Von mir aus!

Ich denke mir dabei so wenig, wie Bagira selbst!

Die Welpen denken anders.

Als ich am nächsten Tag die Laken, Handtücher aus der Welpenkiste wechsle, fällt mir das Rückgrad der Ente heraus.

Ich staune nicht schlecht. Es befindet sich kein Fetzchen Fleisch mehr an dem Gerippe und die kleinen Rippchen sind abgenagt!

Auch Bagira staunt, sie wird in Zukunft ihr Futter nicht mehr bei den Welpen verstecken!

Es sind doch wilde Tiere …

Ermutigt durch diese Tatsache, gehe ich frisches rohes Rinderhackfleisch einkaufen.

Zuerst versuche ich es vorsichtig mit zwei Welpen. Ich gebe ihnen mit der Hand ein bisschen was von dem rohen Fleisch.

Gierig ohne zu zögern, fressen sie es. Obwohl es das erste Mal ist, dass sie rohes Fleisch bekommen. Es muss eine Erinnerung da sein, eine genetische Anlage, als sie noch selber auf die Jagd gingen und Frischfleisch in Form von Hasen oder Rehen erbeutet haben. 

Beiden Welpen, die rohes Fleisch gefressen haben, hatten keinen Durchfall. Daher gibt es tags darauf für alle Wolfskinder (!) rohes Rinderhackfleisch.

Ich teile 500 Gramm auf 4 Näpfe auf und vermische es mit Gemüseflocken, die ich vorher in Wasser einweiche.

500 Gramm rohes Fleisch ist nicht viel für 8 Hunde. Ich probiere immer noch vorsichtig aus, ob es den Welpen wirklich nicht schadet.

Tut es nicht!

Allen schmeckt es so gut wie nie zuvor und auch der Stuhlgang am nächsten Tag passt.

Von nun an bekommen sie regelmäßig rohes Fleisch von mir.

Nicht nur Hackfleisch, sondern auch klein geschnittenes Rindfleisch. Sie sollen ihre Zähne ruhig zum Einsatz bringen und kauen.

Das machen auch alle!

Es ist herrlich, ihre Fortschritte, die sie täglich machen, zu beobachten.

Diese Fortschritte spiegeln sich nun auch in der Esskultur wider!

Bagira und ich brauchen uns nun nicht mehr zu schämen wegen der Tischmanieren unserer Kinder!

                                               12. Kapitel

 

Wir flüchten vor unseren Welpen. Wieder einmal …

Bagira hat schnell gelernt, dass der sicherste Platz vor den Welpen ab der 3. Treppenstufe nach oben beginnt.

Unsere kleinen schwarzen tasmanischen Teufel* springen im Hausflur herum. Ich habe sie gefüttert und ihr Geschäft haben sie im Garten erledigt. 

Doch heute regnet es. Ich kann sie nicht draußen lassen. Müde sind sie aber auch nicht und der Welpenauslauf im Haus ist nicht sehr groß.

Daher habe ich mich entschlossen, ihnen den gesamten Gang als Spielplatz zu überlassen. Die Türen, die in die Zimmer oder in die Küche führen, habe ich geschlossen.

Bagira und ich sehen uns an. Beide stehen wir auf der Treppe und beobachten „unsere Kinder“.

Bagira hasst Streit, Knurren und lautes Bellen. Was sie hier sieht, ist ihr definitiv zu viel. Zu viele Hunde, zu viel Stress. Geschwisterliebe sieht anders aus!

Sie streiten sich, springen sich an, beißen sich in die Ohren und den Schwanz. „Wir werden keine ganzen Welpen abgeben können“. Ihnen wird entweder ein Teil vom Ohr fehlen oder von der Rute. In meine Gedanken hinein, jault ein Welpe fürchterlich auf. Es muss schrecklich wehtun.

Wer jetzt gerade wieder wen verdrischt, weiß ich nicht. Das wechselt …

Manche spielen nett miteinander, manche raufen. Auch nach Tagesform. Alle Gegenstände, mit denen sich die Kleinen verletzen könnten, habe ich verräumt.

So auch den Schirmständer, der schon ein paar Mal umgefallen ist. Als sie noch etwas kleiner waren, haben sie sich eine Ecke eines Schirmes geschnappt und daran gezogen. Irgendwann fiel dann der schmiedeeiserne Ständer mit lautem Krachen zu Boden.

Die Welpen haben sich nur kurzfristig erschrocken. Das hat sie nicht davon abhalten können, es am nächsten Tag wieder zu versuchen.

Ich traue meinen Augen nicht. Maly, unser „zweiter Yeti“, das Wuschelmädchen, deren Frauchen schon sehnsüchtig darauf wartet, dass sie bei ihr einzieht, schnappt sich einen Holzknauf vom Telefonschränkchen und zieht daran. Einseitig gezogen, geht die Schublade nicht auf. Maly, nicht gerade dumm, geht an die andere Seite der Schublade, nimmt den zweiten Knauf und zieht. Abwechselnd gezogen bringt sie die Schublade auf.

Ich staune nicht schlecht! Hab mich schon gewundert, wer und wie sie die Schubladen vom Sideboard, das sich im Bereich des abgesperrten Welpenauslaufes befindet, aufbekommen.

Jetzt kenne ich den Täter bzw. die Täterin. Schon schlau …, herausnehmen tun die Welpen nichts. Gut, dann brauche ich die Schubladen nicht auszuräumen.

Bagira und ich beobachten „von oben“. Hinuntergehen, mit den Füßen ohne Socken, nur in Hausschuhen und ohne langes Beinkleid, könnte sehr schmerzhaft werden.

Die Kleinen haben spitze Zähne und scharfe Krallen. Sie beißen mich in die Zehen, die Knöchel und verkratzen meine Waden.

Auch Bagira hat keine Lust, sich in den Schwanz beißen zu lassen. Sie ist müde und will schlafen.

Am besten sind enganliegende Hosenbeine und geschlossenes Schuhwerk ohne Schnürsenkel oder Zipper. Bei weiten Hosenbeinen hängen sich die Welpen an die Füße und wenn drei oder mehr Hunde an einem hängen, wird es nahezu unmöglich noch einen Schritt zu gehen.

Ich mache noch ein paar Fotos aus sicherer Entfernung.

Dann angle ich mir das Telefon, das inzwischen auf der Hutablage steht und nicht mehr auf dem Schränkchen darunter. Die Telefonschnur der Ladestation habe ich so hoch aufgehängt, dass die Hundekinder nicht dran können.

Ich wähle Xaverias Nummer. Ohne zu sagen wer ich bin, falle ich sofort mit der Türe ins Haus.

„Ich habe lauter wilde Tiere im Haus“! Xaveria lacht schallend. „Hast du was anderes erwartet?“

Ja, wir sind alle eine große Familie und alle haben sich lieb! Doch die streiten in einer Tour!

Im Hintergrund kann sie die Hunde bellen, jaulen und knurren hören.

Da ist normal, sie müssen ihre Stellung im Rudel ausmachen. Jeder Hund muss seine Rangordnung kennen. Und diese Rangordnung kann jeden Tag aufs Neue festgestellt werden müssen.

Sie üben fürs Leben, für ihr Leben als Hund in der Gesellschaft mit anderen Hunden.

Zudem kämpfen sie um ihr Überleben. Sie lernen spielerisch, Beute zu fangen, zu behalten und zu verteidigen. Es gehören Geschicklichkeitsspiele ebenso wie Geschwindigkeitsmessen zum Übungsprogramm. 

Bei Wölfen ist das auch nicht anders. Ich habe aber keine Wölfe, sondern Hunde. Von denen jeder einzelne für sich alleine putzig, lieb und nett ist. Meistens sind es drei, die in einen Streit verstrickt sind. Wer anfängt, kann ich nie so genau sagen. Es können 3 Schweineohren vor ihnen liegen und jeder will nur das eine dritte Ohr haben. Und schon ist es passiert!

Der Hundekeks oder Rinderkaustreifen, den der Bruder hat, ist immer der bessere, als der den man gerade selber bearbeitet. Ich gebe mich geschlagen und glaube nun tatsächlich, dass auch meine Hunde vom Wolf abstammen.

 

* Tasmanische Teufel gibt es tatsächlich. Es ist eine Beutel-Tierart in Australien, die vom Aussterben bedroht ist. Sie sind schwarz und ähnlich groß wie meine Welpenkinder.

 

                                                  13. Kapitel

 

Alle unsere Welpen haben nun ihre Namen erhalten. Das bedeutet, alle Welpen haben bereits jetzt neue Besitzer. Es hat nur ungefähr eineinhalb Wochen gedauert, bis alle Welpen verkauft waren. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass das so schnell und unproblematisch abläuft.

Glück gehabt! Ein Welpeninteressent sagte mir am Telefon, dass es die Mischung ausmache. Der Mix aus Labrador und Golden Retriever. Das wäre eine ungewöhnlich gute Kombination, und die gibt es nicht so häufig. Die Welpen sind auch ganz besonders schön. Ein Grund dafür ist meines Erachtens die Tatsache, dass Bagira „Schwarzträgerin ist“. Das heißt, sie bringt „nur“ schwarze Welpen auf die Welt. Ich habe ihre Fellfarbe testen lassen. Sie vererbt reinerbig schwarz. Das kann ein Labor über eine Blutprobe feststellen. Zunächst war ich über das Ergebnis enttäuscht, weil ich gerne einen mehrfarbigen Labradorwurf gehabt hätte. Dann hätte ich einen blonden Labradorrüden ausgesucht und die Wahrscheinlichkeit, dass auch „goldige“ Welpen, trotz der dominanten Farbe schwarz, auf die Welt kommen, wäre hoch gewesen.

Da sie reinerbig schwarz vererbt und die Gene der Mutter ausschlaggebend sind, ist es egal, welche Haarfarbe der Rüde trägt. Ben, der Papa der Welpen, hatte keine Chance sich „durchzusetzen“. Schade eigentlich, er hat wunderschön rotgoldenes Haar. Nur, das hätte er niemals an seine Kinder vererbt. Wenn Bagira Blondträgerin wäre, dann wären Welpen mit weißen Brusthaaren, einem weißen Bauchfell oder einer Pfote in weiß entstanden. Das ist zwar niedlich, wenn die Hunde klein sind. Als erwachsene Hunde will man doch lieber ein „einheitlich“ schönes Fell. Und somit hat mein Telefonanrufer Recht, dem ich keinen Welpen mehr geben konnte, weil schon alle versprochen waren. Es ist diese besondere Mischung und das schöne schwarze Fell der Mutter. Natürlich, nicht zu vergessen, dass Labrador und Golden Retriever im Charakter und Wesen einzigartige, familienfreundliche Hunde sind. Niemals böse oder aggressiv. Keine Wach- oder Schutzhunde, die etwas zu verteidigen haben. Sie brauchen keine Herde zu beschützen oder einen Menschen zu verteidigen. Das schlägt sich im Wesenszug der Tiere nieder. Sie wurden auch nicht zur Jagd gezüchtet und somit töten sie keine anderen Tiere. Sie haben eine extreme Beißhemmung. Es würde ihnen schwerfallen, in ein lebendiges Wesen zu beißen. Geschweige denn es zu töten. Ein Labrador bringt nur tote Beute! Er ist darauf trainiert worden, die abgeschossenen Enten eines Jägers, die im Wasser landen, an Land zu bringen.

Daher schwimmt er auch so gerne und ausgiebig. Deshalb auch seine Neigung, immer etwas in der Schnauze tragen zu müssen. Sei es ein Stöckchen, ein Apportl, die Briefe, die man zur Post bringen möchte oder den Autoschlüssel. Alle Hunde haben Namen: Baily, Balu, Bella, Charly, Maly, Nala und Nero. Maly ist unsere Wilde unter den Mädls. Sie ist nicht so, wie Mädchen (vielleicht) sind. Nicht so angepasst und lieb. Sie verdrischt ihre Brüder, denen sie in puncto Gewicht um nichts nachsteht. Sie traut sich mehr als ihre beiden Schwestern und ist auch frecher als sie. Maly ist das fröhlichste Hundekind, das ich kenne. Sie „lacht“ in einer Tour, d. h. sie hat ihre Schnauze halb geöffnet, ihre Zunge im Mund ist dabei sichtbar, ebenso wie die Zähnchen der Oberreihe, und die Mundwinkel sind nach oben gezogen. Wenn sie an mir vorbeiläuft oder hinterher. Dann „strahlt“ sie über das ganze Gesicht und der Schalk ist in ihren Augen abzulesen.

Sie rennt mir gerne nach, mag´s wild, wenn ich im Spaß vor ihr davonlaufe. Mit ihrer Mutter spielt sie bevorzug Raufspiele um ein Seil, das Frisbee oder den Teppichklopfer aus Rattan.

Es fehlt nicht viel und sie hängt am anderen Ende des Teppichklopfers in der Luft, während ihre Mutter sich im Kreis dreht. Nala und Bella sehen eher fassungslos bei diesem Spiel zu. Nala, mein „Seehundbaby“ kommt wie so oft zu mir, sie will auf meinen Schoß und hochgenommen werden. Das Angebot nehme ich nur zu gerne an. Sie schaut aus sicherer Entfernung „von oben herab“ dem Schauspiel zu. Wir genießen so nebenbei die Kuscheleinheiten und sind uns beiden völlig genug. Mama hat aufgehört, Maly im „Kampfsport“ auszubilden. Nala will wieder runter. Sie läuft ihrer Mama hinterher und Bagira nimmt das leichtere Frisbee und hält es Nala vor die Nase. Auch sie soll raufen lernen, um später ihre Beute, ihre Nahrung festzuhalten oder zu verteidigen. „Mein Seehundbaby“ geht nur bedingt darauf ein. Sie nimmt zögerlich eine Seite des Frisbee, doch sobald Bagira fester zieht, lässt sie los. Es dauert noch 3 Tage, dann hat Nala es raus. Bagira gibt nicht auf, auch dieses Kind muss aus ihrer Sicht das lernen.

Nala zieht und knurrt dabei, wie ihre Mama …, sie sind so schön, diese Augenblicke! 

Einzufangen, mal mit dem Herzen, mal tatsächlich mit der Handykamera. Unzählige kleine Filmchen sind so entstanden. Bella hat inzwischen auch raus, was „frau“ als Hund tun muss, um auf den Schoß zu kommen um herumgetragen zu werden. Sie hat das von Nala gelernt und findet es wohl so gut, dass sie übernimmt, was Nala ihr gezeigt hat. Ihre beiden Vorderfüsschen kratzen leicht an meiner Wade, ich bücke mich, gehe in Hocke und sie klettert auf meinen Schoß. Da mir das nach einer Weile zu unbequem ist, nehme ich das Hunderl in meine Arme und stehe auf.

Das Herumtragen kennen alle, weil ich die Welpen, die „verstreut“ im Garten liegen, oftmals ins Haus und in die Welpenkiste zurückgetragen habe. Sei es, weil es anfing zu regnen oder weil sie so müde waren, dass sie in der Geborgenheit ihrer Schlafstätte, entweder in Mamas Hundebett, in der Welpenkiste oder unter dem Vorhang am Heizkörper hinter der Welpenkiste in Sicherheit schlafen wollten. Bagira war dann jedes Mal froh, wenn ich das so gemacht habe. Denn für sie war es anstrengend, im Freien auf alle ihre Kinder aufpassen zu müssen.

Sie war dankbar dafür, wenn alle „verräumt“ und wohlbehütet im Haus waren.

Erst dann konnte auch sie schlafen gehen … Ich zähle wie schon so oft, 1,2,3,4,5,6,7 … alle da!

Zur Sicherheit habe ich, wenn ich dachte, dass ich nun alle Welpen zurück in ihren Bereich gebracht hatte, nochmals durchgezählt. Nicht dass versehentlich einer fehlt! Und ich bemerke es erst nach 3 Stunden, wenn alle Hunde wieder wach sind. Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wie oft ich in diesen zwei Monaten täglich bis sieben gezählt habe. Denn auch, wenn die Welpen sich frei im Hof bewegten, habe ich fix mal durchgezählt. Es könnte ja sein, dass sich einer irgendwo versteckt hat oder doch irgendwo hin ausgebüchst ist.

Baily, unser liebster und bravster Bub, zog sich oft alleine zurück ins Haus. Er war der erste hinter der Welpenkiste am Fenster. Dort hatte er immer seine Ruhe, es war angenehm kühl, wenn es draußen 30 Grad hatte. Er hat sich aus der Gruppe rausgenommen, wollte das so. Er wollte einfach mal alleine sein. Ich fand das richtig gut, denn Baily würde in eine Familie mit 3 Kindern kommen und da ist es sehr, sehr vernünftig, sich zurückzuziehen, wenn man seine Ruhe haben will. Er hat das bereits durch seine wilden Geschwister gelernt. Baily ist so ein „Seelchen“, er vermöbelt seine Geschwister nie. Er streitet nie um irgendwas. Nur leider lassen ihn seine Brüder manchmal einfach nicht in Ruhe. Sie stänkern ihn an, kratzen und beißen ihn so lange, bis er sauer wird. Das kann er auch richtig gut. Dann zeigt er allen seine Zähnchen, wie ein großer Hund! Das sieht dann schon gefährlich aus. Erst dann lassen sie ihn wieder in Ruhe! Es lassen sich Berufsgruppen unter den Welpen ausmachen. Vier von ihnen, davon bin ich überzeugt, werden Gärtner. An erster Stelle für den Gärtnerberuf steht Baily. Er ist der Anführer in Sachen Gartenarbeit. Er gräbt gerne in weicher Erde, bevorzugt dann, wenn sich Blumenzwiebeln darin befinden. Die kann man so schön rauspulen.

Das Blumenbeet an der Südseite vorm Haus haben wir welpensicher gemacht. Das dachten wir jedenfalls! Zunächst reichte ein 50 cm hoher grüner Maschendrahtzaun, den man so in die lockere Erde stecken konnte aus, um zu verhindern, dass die Welpen dort zu graben anfangen.

Mir war es auch um die Rosen, die Dornen haben und die Hunde verletzen könnten. Sie beißen halt in alles hinein und probieren aus. In diesem Falle könnte das sehr schmerzhaft werden.

Nero, unser „roter“ Rüde, ist zwar nicht gerade der geborene Gärtner, aber ein Ein- bzw. Ausbruchskünstler. Er wollte unbedingt das Hindernis überwinden.

In Zusammenarbeit mit der Körpermasse seiner Geschwister, lies sich der grüne Maschendraht mit vereinten Kräften umkippen. Und somit waren sie drin …, ALLE!

Na gut, dann werde ich den Zaun zusätzlich mit den Stangen, die normalerweise für das Hochbinden der Tomatenstauden da sind, sichern. Ich hole mir 5 gedrehte Stangen und ramme sie durch den Maschendraht in den weichen Boden. So, jetzt geht nichts mehr …, es vergehen Tage, mein Blumenbeet ist sicher! Nur Nero schafft es hin und wieder, irgendwo hinein zu schlüpfen. Ich weiß nicht, wo? Die anderen können nicht hinterher. Einen Hund kann ich schon da rausholen. Nero lässt auch meine Rosen in Ruhe, weil er eben kein richtiger Gärtner ist.

Am Tag 5, nachdem ich mir sicher bin, dass mein Blumenbeet „einbruchsicher“ ist, geschieht das aus Hundesicht Unvermeidbare. Charly, unser Alpha-Rüde, will den anderen schon lange mal wieder zeigen, was er für ein ganzer Kerl ist. Und schließlich und endlich wachsen die Beine eines Hundes dem Alter entsprechend mit. Oft genug probiert, das Drüberhüpfen und …, was sag ich? …, am Tag 5 sind die Beine lang genug! Zumindest die Beine von Charly und Balu. Nero macht sich nichts daraus, der kennt ja schließlich den anderen Weg hinein ins Beet. Als ich wieder aus der Küche komme, finde ich neben Charly, Balu und Nero auch Nala im Beet. Was soll ich sagen? …, unter Blumenzwiebeln im Schlamm (es hatte ordentlich geregnet), zwischen abgerissenen Rosentrieben, verwüsteten sonstigen Blumen und Zierklee. Den Hibiskus kann ich gerade noch retten. Ich schnappe seinen Topf und stelle ihn auf den Gartentisch.

Meine schöne Klettergurkenpflanze …, die ich extra nicht in das Hochbeet gepflanzt hatte, um sie unter dem Dach zu haben und nicht dem vielen Regen auszusetzen.

Sie hatte bereits ein Drittel des Mauerwerkes verdeckt, liebevoll von mir mit Holzstäbchen unterstützt. Die Blätter total zerfetzt, die drei dicken, fetten Gurken angeknabbert und irgendwo im Schlamm…, ein Bild der Zerstörung und Verwüstung! Vandalen am Werk! Baily der Brave, war nicht dabei, denn Baily ist ja schließlich Gärtner und kein Zerstörer! Ich glaube, auch ihm hat das Herz geblutet. Ich packe Anführer-Alpha-Charly und hole ihn heraus …, nur unter Protest lässt er sich das gefallen. Ich protestiere auch .., lautstark! Nala, die nur so eine Mitläuferin und mehr oder weniger zufällig da hineingeraten ist, verkriecht sich in die hinterste Ecke unter das Weidenbäumchen. Ich habe Mühe sie da heraus zu holen. Ich schimpfe weiter, mit Nero und Balu. Charly ist völlig unbeeindruckt und stürmt ein zweites Mal mein Beet. Ich flippe aus, weiß nicht mehr, was ich machen soll. Wilde Tiere im Haus und Garten! Nun stelle ich das Welpenauslaufgitter wieder so auf, dass es an beiden Seiten verschlossen ist. Verschließen heißt in diesem Falle, dass es nicht mehr reicht, die offene Seite an die Bretterwand zu stellen. Nein, ich muss sie mit einer Schnur und Schleife fixieren. Sonst lehnen sich alle Welpen dagegen und drücken es wieder auf. Anmerkung: Tage später lernen die Kinder die Schleife aufzuziehen, ich nehme nun einen festen Draht und biege ihn zusammen. Bin auch schon schlauer geworden …Charly, Balu und Nero schimpfend, trage ich sie zu dem Gitter und hebe sie hinein. Ich bin wirklich sauer. Seit Tagen kämpfe ich um mein Beet. Die Hunde wissen alle, dass sie da nicht reindürfen. Hab sie mehrfach einzeln geschimpft, wenn sie die Verbotszone betreten haben.

Nala tut mir leid. Sie hat mit dem ganzen eigentlich nichts zu tun, war nur zufällig dabei. Sie ist sehr schuldbewusst im Gegensatz zu ihren Brüdern. Mein Seehundbaby läuft nur noch mit gesenktem Kopf auf mich zu .., das tut mir in der Seele weh. Ich brauche noch einen ganzen Tag, damit Nala mir wieder mit erhobenem Kopf entgegenläuft. Ich muss sie aufbauen und stärken …, will doch nicht, dass sie Angst vor mir hat. Nero hat sich ebenfalls für seine Taten entschuldigt. Er kam gleich im Anschluss, nachdem ich die Welpen „hinter Gitter“ gebracht hatte, zu mir, wo ich vor dem Gitter stand. Er drückte sein Köpfchen gegen meine Hand und leckte sie ab.

Für uns beide ist der Fall somit erledigt. Mir fällt noch auf, dass Nero bei dieser Aktion seine Brüder im Auge behält. Er will nicht, dass sie es mitbekommen, dass er sich bei mir „einschleimt“ und hört sofort mit dem Händelecken auf, als Charly es sieht.

Keck kuckt er mich nochmals an und verschwindet ins Gebüsch zu Charly.

So eine Bande! Mein Mann eilt mir zu Hilfe und stellt nun unsere Bierzelttische so vor das Blumenbeet, dass die Welpen sich weder durchgraben, noch darüber hüpfen können.

Auch für Nero ist jetzt definitiv Schluss. Er findet keinen Eingang mehr …, ich grinse in mich hinein. Nero ist wie eine Briefmarke, er kann sich so dünn machen wie sie, und kommt dann unten durch.

Die andere Berufsgruppe würde ich als Tiefbauer bezeichnen. Zu den Tiefbauern gehören sowohl Charly als auch Nero. Maly ist mit von der Partie.

Die drei legen unseren Zulauf für das Wasser unseres Gartenbrunnens frei. Es handelt sich dabei um eine grüne Plastikleitung, die durch die Wand in das Stallgebäude führt. Ein Anschluss am Brunnen, ein Anschluss an der Pumpe im Stall, ein dritter führt in die Versitzgrube.

Sie buddeln und graben …, richten aber weiter´s keinen Schaden an. Mein Mann und ich lassen sie gewähren. Ausbildung muss schließlich sein. Bella hat auch die „Briefmarkentechnik“ für sich entdeckt. Sie ist die einzige, die im Haus aus dem Kinderabsperrgitter herauskommt. Sie zerrt und zupft die Handtücher und das Kissen, das ich durch den etwas breiteren Anschlag auf der rechten Seite gestopft habe, heraus und zwängt sich schlängelnd hindurch. Meine Sorge, dass sie stecken bleibt und sich weh tut, ist unbegründet. Sie kann das! Ihre Geschwister quittieren das mit großem Gemotze. Sie wollen auch raus und gönnen ihr diesen Triumph nicht. Sie genießt es sichtlich. Leider kann ich ihr diesen Triumph nicht allzu lange gönnen. Bagira und ich werden verrückt, wenn in der Nacht die Welpen plötzlich vor Neid Alarm schlagen. Wir müssen halt auch irgendwann einmal schlafen. Am nächsten Morgen wickle ich nicht nur die Handtücher und das Kissen wieder durch den Schlitz, sondern befestige das Ganze mit einer geflochtenen Schnurr. Ich wickle im Zick Zack, vor und zurück. Mache auch keine Schleife …, da ich ja nicht blöd bin.., sondern einen Knoten hinein. Der hält. Und das Ganze hält tatsächlich! Nur die Schnur wird zerrupft. Fressen tun sie sie Gott sei Dank nicht. Ich schneide vorsichtshalber immer mal wieder die Fransen ab.

 

                                                     14. Kapitel

 

Ben, der Vater der Welpen kommt uns besuchen. Er weiß sehr genau, dass es seine Kinder sind.

Immer, wenn er da ist, ist er ungewöhnlich aufgeregt, ganz anders als sonst. Bagira freut sich auch über seinen Besuch und lässt ihn ganz nah zu den Welpen. Einen fremden Rüden würde sie nicht in der Nähe der Welpen akzeptieren. Sie verteidigt ihre Kinder. Außer ich sage ihr, dass sie Besuch bekommt. Dann dürfen die Welpeninteressenten zu den Babys. Sie ist eine sehr stolze Mama! Ben darf zu den Kindern. Und nicht nur das: Sie unterwirft sich ihm sogar. Er ist begeistert von seiner Familie. Vielleicht fühlt er ähnliche Verantwortung für den Nachwuchs, wie ein menschlicher Vater auch? Wer weiß das schon? Ein Warnlaut von Bagira genügt und alle Welpen verschwinden augenblicklich im Nichts. Einmal bekommen wir unerwarteten Besuch. Es läutet an der Haustürglocke. Ich öffne und sage „kommt rein!“. Die Welpen sind gerade in Küche und Flur unterwegs. Bagira hat - von mir unbemerkt - ihren Warnruf ausgesandt. Der kein Bellen und kein Knurren ist, sondern irgendetwas dazwischen. Verwundert drehe ich mich in der Küche um …, da waren doch gerade noch die Welpen? Alle sind sie verschwunden. Zurück in ihren Bereich, um die Welpenkiste herum. Doch auch dort sind sie nicht sichtbar. Sie haben sich hinter der Kiste unterm Fenster versteckt. Das war ein ganz schönes Gedränge. Sie waren schon relativ groß geworden, ca. 7 Wochen alt. Ben hat seine Welpen zum ersten Mal gesehen, da waren sie erst ein paar Tage alt. Er durfte zu Bagira in den ersten Stock und auch in ihre Welpenkiste.

Hunde machen viel über den Geruchssinn aus. Er hat mit seiner Nase alle Welpen beschnüffelt und deren Geruch aufgenommen. Er würde sie jetzt überall wiedererkennen. Inzwischen sind die Welpen so groß, dass sie ihm bereits entgegenlaufen. Ich glaube, Ben kann gar nicht fassen, wie schnell sie gewachsen sind. Er läuft an ihnen vorbei ins Haus. Sogleich in den ersten Stock und sucht die Welpenkiste bzw. seine Babys. Auch darin unterscheiden wir uns nicht, die Menschen und die Hunde. Uns geht es auch manchmal zu schnell mit dem Erwachsenwerden der Kinder. Wir kommen einfach nicht mehr mit. Ben ging es wohl genauso. Er kommt zurück in den Garten und sieht seine Kinderschar an. Ja, es sind seine, sie riechen wie seine …Beim dritten Besuch von Ben wird es für ihn richtig stressig. Man muss sich das so vorstellen: Ben mit seinem langen rotgoldenen Haar, umringt von 7 schwarzen tasmanischen Teufeln, die bereits 8 Wochen alt sind.

Sie ziehen ihn am Schwanz und an dem langen Fell. Packen ihn überall und Welpenzähne tun echt weh. Auch wenn man, wie Ben, ein dickes Hundefell besitzt! Und zudem wollen sie unter seinen Bauch, an seine Zitzen…, die Verzweiflung steht ihm ins Gesicht geschrieben …,

Wer ahnt schon, wohin sie ihn überall beißen… Er nimmt Reißaus …, will zurück ins Auto oder zumindest ins Haus! Ulrike, Bens Frauchen, und ich amüsieren uns köstlich. Da muss er durch, sagt sie. Er ist schließlich der Vater. Ulrike hat kein Mitleid mit ihm! Erst Kinder machen und sich dann drücken wollen, wie im „richtigen Leben“, das geht gar nicht! Ben ist auch so ein gutmütiger Tropf, der weder knurrt noch bellt. Er kann sich gegen die glorreichen Sieben nicht zur Wehr setzen. Anders dagegen Nanuk, Xaverias Co-Trainer in der Hundeschule. Er ist auch ein Gold-Labby-Mix und ebenso blond wie Vater Ben. Xaveria bringt ihn zum ersten Mal mit. Nanok sind die Welpen nicht ganz geheuer, das sehen wir ihm gleich an. Er tut ihnen auch garantiert nichts. Das wissen wir alle, Bagira, Xaveria und ich. Er verhält sich ganz anders als Vater Ben. Ihm wird es auch zuviel. Er fühlt sich durch die Welpen gedrängt und belästigt. Sie müssen lernen, dass es noch andere Hunde gibt und sie sich benehmen müssen. Co-Trainer Nanok macht seine Arbeit: Er knurrt die Welpen an. Augenblicklich herrscht Ruhe im Rudel.

Die Welpen nehmen Abstand von ihm. Sind verunsichert, weil zum ersten Mal in ihrem Leben ein erwachsener Hund sie angeknurrt hat. Manche stehen mit eingezogenem Schwanz da, manche laufen einige Meter von ihm weg. Ihre Mama Bagira kommt ihnen nicht zu Hilfe und hat sie auch nicht im Vorfeld gewarnt. Da sie es noch nicht glauben können, was soeben passiert ist, umkreisen sie Nanok aufs Neue. Er knurrt ein zweites Mal, diesmal lauter und heftiger.

Jetzt haben die Zwerge verstanden! Sie haben ihre erste wichtige Lektion in Sachen Hundesprache und Sozialisierung unter Hunden gelernt. Nanok ist allerdings auch fix und fertig und Xaveria sehr dankbar dafür, dass er zurück ins sichere Auto kann. Sie unternimmt noch einen letzten Versuch und hält ihm jeden einzelnen Welpen in den Wagen. Er dreht sofort seinen Kopf zur Seite und signalisiert: „Lass mich in Ruhe“!  Unsere Hunde zeigen uns sehr deutlich, wenn wir ihre Sprache verstehen lernen, was sie uns sagen möchten. Es würde viel weniger passieren, wenn wir ihre Zeichen besser verstehen und deuten könnten. Dazu bedarf es einiger Übung, viel Geduld und Konsequenz und ein gutes Maß an Beobachtungsgabe. Vorrausschauendes Handeln ist hier ebenfalls von Vorteil. Da ich meinen Hund gut kenne, weiß ich im Vorfeld, was er in den nächsten Sekunden tun wird. Ich weiß, ob er eine Spur aufgenommen hat und im nächsten Augenblick diesem Geruch nachgeht. Dann kann ich vor ihm regieren und ihm sagen, dass er „bei Fuß gehen soll“. Bekomme ich es nicht mit und er ist schon im Laufen, werde ich ihn nur sehr schwer zurück halten können. Ein Hund kann immer nur eine Sache tun. Nicht mehrere gleichzeitig. Es ist die Kunst des Hundehalters, die richtige zum richtigen Zeitpunkt auszuwählen.

Das Verhalten und die Konsequenz des Hundehalters entscheiden darüber, wer in der Beziehung das Sagen hat. In letzter Instanz sollte das, auch zum Wohle des Hundes, immer der Hundebesitzer sein! Es geht hier um die Sicherheit und die Unversehrtheit unseres Lieblings!

Die meisten Hunde sind keine Alpha-Tiere und haben eher Stress, wenn sie merken, dass ihr Herrchen oder Frauchen die Führungsrolle nicht übernehmen kann.

Dann meint der Hund, dass er diese Rolle übernehmen muss. In den seltensten Fällen aber kann ein Hund das, es überfordert in schlichtweg.

Xaveria sagt: Hündinnen erziehen ihre Welpen nicht, das macht immer der Rüde im Rudel.

Es ist nicht die Aufgabe einer Hündin, ihre Kinder zu erziehen. Sie ist für die Versorgung, die Milchproduktion, das Fleisch und das Sauberhalten aber auch fürs Spielen mit den Welpen zuständig.

Spielerisch erlernen die Kleinen von ihrer Mama Beute jagen, Schnelligkeit und Geschick-lichkeit. Sie lernen auch ihren Kopf zu gebrauchen. Ein Welpe, der nicht so schnell und geschickt ist wie sein Geschwisterchen, kann durchaus durch „Kopfarbeit“ sein Defizit ausgleichen.

 

                                                  15. Kapitel

 

Es ist Samstagnachmittag. Die Sonne scheint und fröhlich gehen Bagira und ich über unser Grundstück am Gartenteich vorbei, durch die hintere Gartentüre hinaus auf den kleinen Privatweg, der hinauf zum allgemein genutzten Radweg führt.

Auf halber Strecke des Weges steht plötzlich unser Nachbar direkt vor mir. Er hat seit zwei Monaten wieder einen jungen Hund. Einen Labradorwelpen, der nur 8 Wochen älter ist als unsere Kinder jetzt.

Bagiras Welpen sind zu dem Zeitpunkt drei Monate jung.

Bagira kennt diesen neuen Hund meines Nachbarn noch nicht. Sie hatte keine Zeit sich darum zu kümmern. Sie war mit der Aufzucht ihrer eigenen sieben Kinder beschäftigt.

Jetzt sieht und riecht sie das Mäderl zum ersten Mal aus der Nähe.

Mein Hund begrüßt weder meinen Nachbarn, noch nimmt sie ernsthaft Notiz von dem Hund.

Sie läuft sofort weiter Richtung Radweg.

Der junge Hund an der Leine will spielen, versucht sie anzuhüpfen und zerrt und springt an der Leine, dessen Ende er erreicht hat, hinter ihr her.

Bagira interessiert das nicht. Sie hat sich zwar wieder uns zugewandt, kommt der Welpe aber auch nur in die Nähe ihres Kopfes, dreht sie ihn weg. Sie signalisiert deutlich: Ich kenne dich nicht und ich will dich auch nicht kennenlernen. Lass mich bloß in Ruhe! Bagira hat ihre Welpen großgezogen und genug von kleinen Kindern! Es reicht ihr. Ähnlich wie so mancher Mutter, die froh ist, wenn ihre Kinder aus dem Gröbsten raus sind. Die eigenen Kinder sind schon recht, aber fremde Kinder, die nerven, das braucht auch ein Hund nicht.

So oder so ähnlich scheint es meinem Mädel zu gehen. Dazu muss ich sagen, dass sich Bagira rührend um die erste Hündin unseres Nachbarn gekümmert hat. Bei ihr hatte sie echte Muttergefühle entwickelt und auch Mutterpflichten übernommen.

Stunden-, tage-, wochen- und monatelang hat sie mit ihr gespielt und ihr so manches beigebracht.

Bagira will das nicht wiederholen, das ist mir völlig klar. Leider wurde der Hund nicht alt. Autos sind so schnell und ein Hund ist schneller auf der Straße, als man es selber für möglich hält.

Erst gestern haben wir Balu, unseren Yeti besucht. Er wohnt unweit von uns entfernt.

Ich hatte nicht vor, soo früh einen unserer Welpen zu besuchen. Alle neuen Besitzer der Hunde haben uns eingeladen, mal zu kommen um zu sehen, wie es dem Hund so geht.

Heike und Christian und die „Handcreme-Schwiegermutter“ haben am Grillfest Salatbesteck und einen Becher vergessen. Xaveria und Claudia, ihre Freundin, Erwin und ich haben für alle zukünftigen Welpenbesitzer an einem Samstag ein Grillfest organisiert. Mit dem Zweck, dass sich die künftigen Herrchen und Frauchen kennenlernen und vielleicht die eine oder andere Gassi-Runde daraus entsteht. Drei von ihnen wohnen nur einen „Steinwurf“ voneinander entfernt. Xaveria hat eine erste Welpenstunde gehalten. Theorie für die neuen Besitzer und Praxis für die Vierbeiner, die über Hindernisse und Stangen laufen mussten und in ein Bällebad eingetaucht sind. Zum ersten Mal an der Leine, war es für die Zwerge schon aufregend.

Lange Zeit wusste ich nicht, wem das Geschirr gehört, das bei mir liegen geblieben war.

Ich war mir sicher, dass ich alle, als sie ihren Welpen abgeholt haben, danach gefragt habe.

Dann fiel mir ein, dass Heike ihren Hund bereits am Freitag abgeholt hat und ich nicht an das Besteck gedacht hatte. Ich sende Heike eine WhatsApp mit Foto vom Überbleibsel. Seit vergangener Woche habe ich, nachdem ich mich lange dagegen gesträubt habe, auch WhatsApp. Mein Cousin war mit seiner Freundin da. Sie konnte das Einrichten!

Wir besuchen also Balu. Auch mein Mann will mit. Er will Balu sehen, denn Balu ist „sein Freund!“ Alle sind wir gespannt, ob Bagira noch weiß, dass es ihr Sohn ist. Sie hat ihn drei Wochen nicht gesehen. Erkennt Balu uns und seine Mama?

Dazu muss man erklären, dass Hunde nach einer gewissen Zeit ihre Herkunft nicht mehr kennen. Bagira hat ein halbes Jahr später, als wir unsere Züchterin besuchten, ihre Mutter Lilly nicht erkannt. Auch für Lilly waren aus Bagira und allen ihren Geschwistern fremde Hunde geworden.

Und ob sie sich kennen! Sie springen freudig im Garten herum. Bagira legt sich hin. Sie würde ihm Milch geben. Balu will an ihre Zitzen. Natürlich kommt da nichts mehr. Gibt es einen besseren Beweis dafür, dass sich die Beiden ihrer Verwandtschaftsbeziehung durchaus bewusst sind? Einen fremden Hund würde sie nie so an sich ranlassen.

Eine Stunde spielen sie Raufen und Fangen, bis beide ganz k.o. sind. Klein-Balu kommt in der Geschwindigkeit seiner Mutter noch nicht nach. Sie hat einfach noch die längeren Beine und sie ist ein Labrador-S! S- für Sportausführung! Die Begrüßung mit Erwin fällt herzlich aus. Er nimmt ihn in gewohnter Weise auf den Arm und Balu beißt ihn auch in gewohnter Weise ins  Ohr, bis das Blut fließt. Mein Mann kann nun drei Ohrringe tragen, wenn er möchte?! „Hod er mi scho wieder dawischt“ …, ich glaube ja inzwischen, dass die beiden das so mögen? Auch mich erkennt Balu. Er kommt mehrmals zu mir an den Tisch. Ich nehme seinen Kopf wie immer in beide Hände und streichle ihn. Er leckt auch mir in gewohnter Weise die Finger ab.

Hochnehmen tue ich ihn nicht, ich fürchte um meine Ohren und die Nase.

Es war eine wunderschöne Stunde, die wir 5 Erwachsenen mit 2 Kindern und den zwei Hunden so verbracht haben. Alle sind glücklich und wir fahren wieder nach Hause.

 

                                                  16. Kapitel

 

Wir erweitern unseren Garten-Spiel-Radius für unsere Welpen. Mein Mann ist zu Hause und öffnet das Gartentürl, das zum hinteren Teil des Gartens und zum Gartenteich führt.

Von dort gelangt man über eine Treppe zum Teich. Alles andere ist Steilhang und mit Gras bewachsen. Grüntensteine runden das Bild ab und geben Befestigung und Halt.

Die Welpen stürmen zuerst den Teil der Böschung, der sich unmittelbar hinter dem Gartenzaun befindet. Ich bleibe an den Grüntensteinen, an der höchsten Stelle stehen, damit ich die Welpen auffangen kann, sollte einer versuchen dort herunterzuspringen.

Die Zwerge haben einen solchen Spaß und Freude daran. Sie hüpfen auf dem Hügel herum, geraten in die Pfingstrosen, die noch nicht ganz verblüht sind. Blütenblätter ergießen sich in das Fell der Kinder. Es sieht aus als wären die Kleinen in eine zauberhafte Feenlandschaft geraten. Wicken hangeln sich über das Haarkleid und Kletten kleben im Fell.

Die Hunde spielen ausgelassen. Hin und wieder kommt ein Welpe dem Rand sehr nahe und ich verhindere, dass er herunterhüpft. Das macht dann aber keinen Spaß und ich bin die Spaßbremse in ihren Augen. An der höchsten Stelle ist die Mauer aber durchaus einen Meter hoch. Viel zu hoch um zu springen! Bagira reagiert eher skeptisch auf das Tun der Meute. Sie hat Angst um ihre Kinder. Nach 10 Minuten sind die Welpen so müde, dass wir sie ohne weiteres wieder zurück zum Haus locken können. Auf mein „hiier, hiier“ kommen alle angelaufen …,

Bagira ist sichtlich erleichtert. Drei Tage später gönnen wir ihnen nochmals den Spaß. Diesmal erobern sie den Weg zur Treppe. Die Stufen trauen sie sich nicht zu laufen. Neben der Treppe, hinter unserem Stallgebäude führt eine steile Böschung hinauf zum oberen Teil des Gartens und zum Gartenhaus. Sie versuchen durch das hohe Gras auf die Böschung hinauf zu kommen. Kullern wieder herunter, versuchen es erneut. Die Kleinen haben sichtlich Freude am Kugeln. Wie Kinder, die eine Rutsche herunterrutschen, so machen es die Welpen im Gras.

Einer ist wilder als der andere! Und muss den anderen auch zeigen was er kann!

Selbst unsere braven und (noch) schüchternen zwei Mädels machen begeistert mit.

Dann entdecken sie den langen Weg zum linksseitigen Nachbarn. Dieser schmale Weg führt hinter der Stallwand und auf der Rückseite unserer Garage entlang. Dort oben ist nur ein Maschendrahtzaun, der zwei handbreit Bodenfreiheit hat.

Eine Kleinigkeit dort hindurch zu schlüpfen. Ich renne augenblicklich hinterher, da sich auf mein „hiier, hiier“ niemand zurückmeldet. Erwin kämpft inzwischen darum zu verhindern, dass zwei der Welpen es nicht schaffen, die steile Böschung nach oben zu gelangen. Er fürchtet, sie könnten in den Gartenteich fallen. Klar können junge Hunde schwimmen, nur die Teichfolie ist so rutschig, dass sie zwar hinein-, aber nicht mehr hinauskommen würden.

Erwin und ich geben auf. Es ist zu gefährlich 7 Welpen, d.h. im Moment 7 Irre im Auge zu behalten. In meinem Kopf geistern gespenstische Vorstellungen herum:

Drei Unfälle könnten passieren …, sie schlagen mit dem Kopf bei ihren Purzelbäumen an einem Grüntenstein an…, sie fallen in den Gartenteich …, sie schlüpfen durch den Zaun und sind spurlos verschwunden.

Ich entscheide: Die größte Gefahr ist der Teich. Somit trage ich den zweiten Hund, Charly herunter und vom Teich weg. Erwin hat sich bereits Baily am Teich geschnappt und ihn in die sichere Zone verfrachtet. Dann versuche ich es nochmals mit „hiier …, hiier“ …, Nero und Nala folgen meinem Rufen. Ich nehme beide Kinder und hebe sie über den Zaun am Gartentürl zurück in „ihren“ Bereich, den sie schon gut kennen und den wir absolut welpen- und ausbruchssicher gemacht haben. Bella und Maly kugeln noch über die Böschung im Gras. Ich sage, Erwin soll sich die schwerere Maly nehmen und ich schnappe Bella.

Einer fehlt…, es ist Balu, wie immer Balu …, wo kann er nur sein?

Ich befürchte schon, dass er irgendwo eingeschlafen ist und somit seine Umgebung nicht wahrnimmt. Wenn Balu schläft, dann schläft Balu eben!

Oder ist er doch durch den Zaun hindurch zum Nachbarn? Mir wird heiß und kalt. Ich laufe hinter dem Stall hoch zur Rückwand unserer Garage. Kein Balu in Sicht! Erwin sucht auch …

Auf einmal sehe ich hinter dem Zaun, vorne bei unserem Gartentürchen sich bewegende Blätter der strauchartigen Pflanze, die dort wächst. Es geht kein Wind….

Du Lauser, sage ich zu ihm! Er freut sich und springt wild im Gestrüpp herum. Ich lasse ihn noch eine Weile gewähren. Einen Hund kann ich beaufsichtigen. Er ist auch vorsichtig am Rand der Steine. Kein Grund zur Besorgnis! Hast du ihn?  …fragt Erwin. Ja, ich habe ihn ….

Erleichterung steht auch meinem Mann ins Gesicht geschrieben.

Die anderen sechs sind irgendwie sauer, weil Balu noch bleiben darf.

Sie hängen vor dem Gartentürl rum und wollen wieder zurück zu uns. Erwin, Balu und ich warten hinter der geschlossenen Türe darauf, dass die Welpen sich entfernen. Bagira ist bei ihren Kindern, kann sie aber nicht vom Türchen wegbekommen.

Erwin zwängt sich durch die Türe, nachdem er sie nur einen Spalt breit geöffnet hat. Nero und Bella sind schneller bei mir und Balu, als mein Mann hindurchschlüpfen kann.

Er schließt die Türe schnell. Ich nehme augenblicklich Nero und reiche ihn meinem Mann über den Zaun.

Bella läuft wieder zur „Grasrutsche“ und kugelt. Auch sie nehme ich und übergebe sie Erwin.

Balu ist immer noch brav auf seinem Mäuerchen und schaut uns zu. Ich stelle mich wieder vor ihn und kuschle mit ihm. Er genießt es sichtlich. Ich auch!

Nun packe ich auch ihn und hebe ihn über den Zaun. Nur, wie komme ich heraus? Das Türl aufzumachen wäre fatal …, tue ich sicher nicht. Erwin lacht. Mir bleibt nichts anderes übrig, als zu warten. Irgendwann haben sie die Lust verloren und ich kann wieder zu ihnen.

Unter den Bauarbeitern und Gärtnern hat sich eine neue „Berufsgruppe“ herausgebildet. Die Holzschnitzer. Sie erkennen Holz auf Anhieb. Egal, ob es sich um Möbelteile, Brennholz oder ein aus einer Baumwurzel geschnitztes Gesicht handelt.

Dieses Baumwurzelgesicht steht schon immer, so lange die Welpen auf der Welt sind, in der Ecke, alter Stall und neue Garage. Unentdeckt fristete es dort sein Dasein. Es ist wie mit den 10 kleinen Negerlein. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier kleine Welpen sehen den Holzkopf. Sie nagen zunächst vorsichtig unten herum, dann wird sich mit den Vorderpfoten hochgeangelt und weiter genagt. Inzwischen hängen 5 der Welpen am Holz.

Ich mache schnell ein paar Fotos, um dann das Elend für meine Holzskulptur zu beenden. Sie würden nun sein Gesicht zerbeißen. Es wäre schade darum. Bin ich nun schon wieder die Spaßbremse in ihre Augen? Ich nehme die Wurzel weg und verräume sie hundesicher im alten Stall. Alles nur Erdenkliche haben wir schon aus dem Garten entfernt. Zwei Gräserpflanzen, die ich in Blumenkübeln habe, und das Feigenbäumchen sind umgezogen.

Sie stehen nun auf der Treppe, die nach unten in den Gemüsegarten führt.

Den Zugang zum Gemüsegarten mussten wir mit unseren Klappholzstühlen sichern. Sonst würden sie uns vielleicht dort die Treppe herunterfallen.

Unsere Ein- und Ausbruchs-Kandidaten Nero und Bella versuchen jeden Tag aufs Neue, irgendwie die Absperrung zu durchdringen.

Dabei haben sie keinerlei Erfolg! Ich entwickle mich langsam zur Sportlerin. Steige über Absperrungen, Gitter, Holzstühle und dergleichen, um an Dinge zu gelangen, die ich benötige.

Salat und Obst aus dem Gemüsegarten muss ich mir nun wirklich erarbeiten und erklimmen.

Nichts ahnend sehe ich Bella und ein paar anderen Welpen zu, wie sie unter dem Walnussbaum spielen. Bella liegt nahe am Stabgitterzaun. Sie lehnt sich an ihm an, liegt mit dem Bauch in der Wiese und streckt Vorder- und Hinterbeine aus. Ihr ist es so gemütlich. Sie wälzt sich im Gras und drückt es nieder.

Die Lücke zwischen Boden und Stabgitterzaun verringert sich durch das Niederwälzen des Grases. Ich kann gerade noch ihre beiden Hinderbeine packen, bevor sie sich unter den Zaun hindurch robbt! Baily, und Nero sehen dabei zu. Auch sie wollen das soeben Gesehene selber ausprobieren. Ich schnappe mir Nero, den Ausbruchskünstler, denn er wäre schmal genug, um wie Bella hindurch zu kommen. Er hat kurzes glattes Haar und sieht Bella zum Verwechseln ähnlich. Er hat nur etwas kräftigere Hinterbeine und ist etwas größer.

Um Baily mache ich mir in diesem Augenblick keine Sorgen. Mit seinem wuscheligen Fell kommt er ohnehin nicht durch. Lustig zu sehen, wie er es trotzdem versucht. Irgendwann gibt er auf. Zumal ich aus dem Stall drei Bretter geholt habe und sie ins Gras gegen den Stabgitterzaun lehne. Ausbruchsicher, so denke ich! Meine drei Welpen Baily, Nero und Bella haben „ihren Erfolg“ auch am nächsten Tag nicht vergessen. Sie schawänzeln am Rande des Zaunes umher …, ich weiß was in ihren Köpfen vor sich geht. Erfreut, dass ich so schlau war, die Bretter dort hinzulegen, betrachte ich ihr Treiben.

Auch meine Welpen sind schlau…, Baily, der mehr Gewicht und Körpermasse aufweisen kann als Bella und Nero, kommt bewusst oder unbewusst an den Anfang eines Brettes und drückt dagegen. Meinen Augen kaum trauend, fällt das Brett um …, diese Chance nutzt Bella sofort. Sie ist schnell mit ihrem Oberkörper durch und will ihre Hinterbeine nachziehen.

Wie gestern packe ich sie gerade noch rechtzeitig und ziehe sie vorsichtig zurück. So eine Bagage!

Nero schafft es nicht durchzuschlüpfen. Er ist halt doch zu groß.

Ich stelle die Bretter nun schiefer gegen den Zaun. Tatsächlich halten alle bis zum Auszug der Welpen und erfüllen ihre Aufgabe als Absperrung.

 

   17. Kapitel

 

Zum Nachahmen empfohlen. Liebe Leser/innen, wenn Sie nun denken, oh … das ist so spannend, so toll, dass muss ich unbedingt selber ausprobieren, möchte ich ihnen zur Vorsicht raten.

Bitte überlegen Sie diesen Schritt genau! Es macht nicht immer Spaß. Ist nicht immer lustig, sondern ein 24 Stunden Fulltime-Job! Sie müssen ganz genau planen, was Sie wann erledigen wollen oder müssen. Denn Sie kommen nicht mehr aus dem Haus. Die maximale Zeitspanne, die Sie hierfür haben, sind drei Stunden. In diesen drei Stunden, müssen Sie alles außer Haus erledigt haben.

Es ist nicht so, dass Sie die Welpen nicht alleine lassen können. Nein, ihre Hündin trinkt und frisst Unmengen, damit sie die Milch für die Welpen produzieren kann. Und alles was vorne reinkommt, muss bekanntlich hinten wieder raus. Oder wollen Sie, weil Sie noch nicht zu Hause sind, dass ihre stubenreine Hündin aus lauter Verzweiflung ihr Geschäft im Haus verrichtet?

Sicher nicht! Damit verbunden ist, dass Sie in der Nacht mindestens einmal aufstehen werden. Entweder, weil ihre Hündin raus muss oder die Welpen. Manchmal auch beides in einer Nacht, aber nicht zur selben Zeit!  In der Regel stehen Sie einmal auf. Zwischen zwei und drei Uhr morgens. Dieses nicht die ganze Nacht durchschlafen sollten Sie nicht unterschätzen. Sie sind garantiert am nächsten Morgen müde! Denn dann heißt es trotzdem um fünf oder spätesten sechs Uhr aufstehen und die Welpen in den Garten lassen. Das Ganze über einen Zeitraum von 2,5 Monaten! Bagira und ich waren ein Dream-Team! Sie hat mir jede Nacht gesagt, wann ihre Kinder ins Freie müssen. Dieses Rausbringen der Welpen bedeutet für Sie eine Stunde Schlaf weniger. Genau so lange dauert dieses Prozedere. Denn meistens haben die Welpen Hunger und müssen auch in der Nacht noch gefüttert werden. Sollten Sie denken, das reicht schon morgen früh, werden Sie eines Besseren belehrt. Die Welpen schreien und winseln. Sie machen kein Auge mehr zu! Auch ihre Hündin wird Sie strafend ansehen, sollten Sie ihre Kinder nicht ordentlich satt füttern. Stellen Sie sich darauf ein, dass ihre Waschmaschine und ihr Wäschetrockner Tag und Nacht (!) durchlaufen. Oder wollen Sie etwa, dass Besucher schon von weitem riechen, was bei ihnen los ist? Welpen können das Wasser nur etwa 3 Stunden lang halten.

Die Hunde können gar nicht anders, als die „kleinen Geschäfte“ auf den Hand- oder Betttüchern zu verrichten. Sie haben innerhalb einer Nacht eine ganze Waschmaschinenladung voll davon!

Wenn Sie keinen Wäschetrockner besitzen, rate ich ihnen dringend dazu, sich einen anzuschaffen!

Sie haben einfach zu viel Wäsche und zu wenig Platz, um sie zum Trocknen aufzuhängen.

Auch bezweifle ich, dass Sie genügend Nachschub an Decken, Kissen, Bettlaken und Handtüchern haben, um den Bedarf zu decken. Sie wollen, dass ihre Welpen weich und kuschelig schlafen können. Dazu benötigen Sie mindestens 3 frische Decken täglich! Ich habe in den 2,5 Monaten 4 Kilo Waschpulver verbraucht! Wenn Sie zum Friseur müssen, fragen Sie ihren Mann oder ein anderes Familienmitglied, ob er bei den Hunden bleiben kann. Ich garantiere Ihnen, Sie werden ausgesprochen nervös, wenn Sie ungewohnt lange warten müssen. Das gilt ebenso an der Supermarktkasse. Ersparen Sie sich diesen Stress! Eine sinnvolle Planung aller ihrer „alltäglichen Arbeiten“ ist unerlässlich. Schließlich will Ihre Familie auch mal wieder etwas Vernünftiges essen! Da wäre es gut, wenn Sie einen gewissen Vorrat an fertig gekochten Gerichten in der Gefriertruhe hätten. Das kommt Ihnen voll und ganz zu Gute!

Sie werden dankbar dafür sein, Essen nur zu erwärmen und nichts Frisches kochen zu müssen! Ihr Leben verläuft in dieser Zeit im Schnelldurchlauf. Die Welpen wollen (bzw. müssen) schnell in den Garten. Sie wollen schnell was zu Fressen. In dieser Zeit räumen Sie schnell die Welpenkiste aus. Putzen und stecken die verschmutzten Laken in die Waschmaschine.

Zeit in „dieser Zeit“ ist ein kostbares Gut. Sehnsüchtig werden Sie nach dieser Zeit wieder Ihre Tageszeitung lesen. Denn dazu kommen Sie garantiert nicht, wenn sie Welpen haben.

Sie legen Wert darauf, die Heute-Nachrichten um 19.00 Uhr anzusehen? Genau dann werden die Welpen wach oder einer schreit und weckt alle anderen. Oder Ihre Hündin ist unruhig und will raus. Sie sehen die Nachrichten nie. Sie leben auf einer „Insel“, bekommen vom Tagesgeschehen und der Weltpolitik so gut wie nichts mit. Es ist ein glücklicher Zufall, wenn Sie gerade vorm Radio stehen und die Tagesnachrichten hören können.

Ein noch ganz wesentlicher Aspekt ist, Sie bekommen viel Besuch. Sehr viel Besuch! Alle Ihre Freunde, Verwandten und Nachbarn wollen die Welpen sehen. Und mal ganz ehrlich, unsere Freunde haben alle Hunde oder sind ausgesprochen tierlieb, sonst wären sie nicht unsere Freunde.

So weit so gut. Diese Freunde kommen nicht nur ein Mal in dieser Zeit, auch wenn Sie sie sonst nur alle halbe Jahre sehen. Nein, sie kommen 3 oder 4 Mal, da auch sie die Entwicklung der Hunde sehen möchten. Wollen Sie unhöflich sein? Sie richten Brotzeit, schenken Bier aus. Bieten Kaffee an …. usw. zwischenzeitlich versorgen Sie natürlich Ihre Welpen.

Wenn Sie den Tag gemeistert haben, die Welpen wenigstens für die nächsten drei Stunden schlafen, fallen Sie tot müde auf Ihr Sofa und schlafen auch sofort ein!

Den Welpenkäufern müssen Sie natürlich ihre Welpen auch zeigen. Wenn sich eine Familie dann für einen Welpen entschieden hat, will sie, bis zu dem Zeitpunkt, wo sie ihren Hund abholen, ihn auch besuchen. Auch sie haben verständlicherweise großes Interesse an der Entwicklung ihres Welpen.

Sie sollten sich auf dieses Abenteuer also nur einlassen, wenn Sie sich über die Folgen, die daraus entstehen, völlig im Klaren sind!

Und liebe Leser, vergessen Sie nicht den Schmerz, den Sie 100%ig empfinden werden, wenn Ihre Welpen Sie verlassen!

 

                                                  18. Kapitel

 

Die Welpenkäufer berichten mir immer, wie unerschrocken und mutig die Welpen sind.

Grundsätzlich haben Welpen vor nichts Angst. Sie haben noch keine schlechten Erfahrungen gemacht. Also wovor sollten sie Angst haben? Und dennoch meine ich, dass es bei unseren Welpen etwas anders ist, als bei Welpen, die aus einem Zwinger kommen. Bagiras Kinder sind bei uns im Haus groß geworden. Sie hatten die größtmögliche Freiheit, die wir ihnen, unter der Berücksichtigung ihrer eigenen Sicherheit, gewähren konnten. Xaveria hat auch ihren großen Teil dazu beigetragen. Sie hat uns unermüdlich mit neuem Spielzeug aus der Hundeschule versorgt. Zunächst sind zwei „Tunnel“ bei uns eingezogen. Ein kleiner für die Spiele im Haus, ein großer für das Spielen im Freien. Diese Tunnel wurden mit Begeisterung angenommen. Liefen die Welpen zunächst nur durch sie hindurch, so haben sie tags drauf entdeckt, dass sie diese Tunnel auch an einer Seite ziehen und fortbewegen können. Es war sehr lustig anzusehen, wenn sich darin noch ein anderer Welpe, ein Geschwisterchen befand. Damit nicht genug. Wieder Tage später entdeckten sie, dass es möglich ist, auf den Tunnel zu klettern. Der bricht zwar zusammen, macht aber nichts. Es ist auch passiert, dass drei Welpen auf einmal auf dem Tunnel saßen und zwei im Tunnel. Ein wildes Spiel, mit Leidenschaft! Einmal brachte Xaveria zwei Pappkartons mit. In diesen Kartons waren selbst gebaute Spiele. Eine Schachtel mit Korken. Eine Schachtel mit einem Plastikuntersetzer, in dem man normalerweise eine ganze „Palette“ Blumen im Topf mit nach Hause nehmen kann. In diesen 6 oder 8 Öffnungen für den Halt von Blumentöpfen hat sie dann Tennisbälle in alte Socken verknotet und auf die Öffnungen gelegt. Meine Aufgabe bestand nun darin, die Bälle mit den Socken herunter zu nehmen und ein Leckerli darin zu verstecken. Dann den Sockenball wieder darauf. Die Hunde müssen nun der Nase nachgehen. Sie sollen den Tennisballsocken hochnehmen, um an das Leckerli zu kommen.

Bagira kannte das Spiel und konnte es auch. Die Welpen allerdings waren viel mehr an den Socken, toll mit einem Überraschungsball darin, interessiert. Sie sind mit den Ballsocken im Hof herumgesprungen. Die Leckerlis hat ausschließlich ihre Mama gefressen.

Somit waren alle glücklich und zufrieden. Das gleiche Spiel wäre es gewesen, Leckerlis in die Schachtel mit den Korken zu geben und die Hunde suchen zu lassen.

Um ehrlich zu sein, Xaveria, ich habe dieses Spiel nicht hergenommen. Ich hatte einfach keine Lust, 100 oder mehr Korken im ganzen Garten einzusammeln. Es hat bereits eine Weile gedauert, bis ich die Sockenbälle wieder alle verstaut hatte. Das Bällebad wollten die Kleinen zunächst nicht. Es bestand aus einer umfunktionierten Kindermuschelsandkiste, in die bunte Plastikbälle geleert wurden. Da hinein sollten die Welpen hüpfen. Nicht alle mochten dieses Spiel. Charly stand dem ganzen eher skeptisch gegenüber. Nala dagegen liebte es. Sie war oft ganz alleine in der Muschel und hat sich wie im Sand darin gebadet! Lustig wurde es, wenn 4 oder 5 Welpen in die Muschel hüpften. Dann stoben die Bälle heraus, was wiederum die anderen Welpen, die nicht ins Bällebad wollten, super fanden. Sie liefen den roten, grünen, gelben und blauen Bällen hinterher. Die einfachsten Dinge sind oft die besten Spielzeuge. So auch die leeren Plastiktöpfe, in denen Pflanzen eingekauft werden. Gärtner heben diese meistens auf, da sich darin leicht etwas vorziehen lässt. Anzuchterde hinein, Samenkorn angedrückt. Fertig. Diese Töpfe besitze ich in rauen Mengen. Eigentlich besaß ich sie in rauen Mengen. Die Welpen haben so gerne damit gespielt. Sie schäppern so schön auf dem Pflaster und rollen weg, wenn zwei Vorderpfoten darauf zu springen.

 

    19. Kapitel

 

Jetzt sind es nur noch zwei Welpen, die bei mir sind. Charly und Nala. Die anderen wurden bereits von ihren neuen Besitzern abgeholt.

Charly geht am Mittwoch. Somit bleiben mir mit ihm noch fast drei ganze Tage. Nalas Familie kommt am Samstag aus dem Urlaub zurück. Mit ihr habe ich noch eine ganze Woche Zeit! Ich freue mich auf diese Woche.

Mit Charly und Nala verbindet mich mehr als mit den anderen Welpen. Bei Charly ist Xaveria schuld, denn sie wollte, dass ich ihn anhauche. Er kennt meinen Geruch besser als die anderen Welpen.

Nala habe ich mit der Flasche aufgezogen …, auch sie hat mehr Bindung an mich. Sie verdankt mir ihr Leben.

Mit Nala schmuse ich am meisten. Sie beißt mich nie ins Gesicht, mit ihr kann ich so schön kuscheln. Leider mag das ihre Mama nicht so gerne sehen. Sie ist eifersüchtig auf ihre kleine Tochter.

Schließlich bin ich ihr Frauchen! Sie drängelt sich gerne zwischen mich und Nala.

Wir wollen keinen Hund behalten und doch drängt sich im Laufe der Zeit immer wieder ein Gedanke in meinen Kopf: „Wie wäre es, wenn ich diese beiden Welpen behalten könnte?“

Für mich sind diese Tage, so lange diese beiden noch bei mir sind, geschenkte Tage. Ich kann ausprobieren, wie es wäre, drei Hunde zu haben. Wir leben als Familie, mein Mann und ich mit Mama Bagira und ihren beiden Kindern. Alle dürfen nun in alle Räume im Haus. Die Treppe in den 1. Stock schafft nur Nala alleine, Charly hat bereits 10 Kilogramm und ist um 3 Kilo schwerer als Nala.

Damit ist sie der sportlichere und schnellere Welpe. Charly hat Mühe, seine 10 Kilo die Treppe hoch zu tragen.

Darüber freut sich Nala sehr. Da Alpha-Charly ihr immer voraus ist und sie sich ihm unterordnen muss, genießt sie alles, was sie besser kann als er.

Sie ist viel schneller und wendiger. Hat er ihr einmal seinen Kauknochen überlassen, bekommt er ihn so schnell nicht zurück. Er hat nicht die Geschicklichkeit, sich den Kauknochen wieder von Nala zurückzuholen.

Da hilft alles Alpha-Sein nicht! Stärke und Kraft alleine reichen nicht aus.

Zumal ist Nala auch ein Mädchen und als solches raffiniert genug, ihren großen Bruder auszutricksen. Anscheinend können das alle weiblichen Wesen sehr gut?!

Manchmal ärgert sie ihn richtig und mit Absicht. Charly ist machtlos. Ich gönne ihm das!

Wir sind alle im Wohnzimmer, Bagira, Charly und Nala. Zunächst genieße ich die Ruhe, weil die Hunde alle schlafen. Ich bin auch müde und kann meine Augen etwas zu machen.

Nala wird als erste wach. Ich trage sie in den Garten, damit sie ihr Geschäft verrichtet. Ich setzte sie sofort in die Wiese und sie löst sich auf der Stelle.

Noch verschlafen gehen wir ins Wohnzimmer zurück. Inzwischen sind auch Charly und Bagira wach geworden.

Auch Charly trage ich vorsichtshalber nach draußen, nicht weil er den Weg nicht laufen könnte, sondern weil ich befürchte, dass es mit dem Pipi schnell gehen muss und es ihm gleich ist, ob im Haus oder draußen.

Mir nicht!

Auch ihn setze ich ins Gras…, er macht keine Anstalten sich zu lösen …, lieber läuft er zum Haus zurück, da vor der Haustüre „sein“ Schweineohr liegt. Selig fängt er zu knabbern an.

Ich finde das nun nicht so gut, weil er ja muss!

Bis ich ihn dazu bewegen kann, sein Geschäft zu machen, vergeht eine halbe Stunde. Dann können auch wir wieder ins Haus gehen.

Vielleicht, so denke ich insgeheim, sind Mädchen doch einfacher als Buben?

Oder liegt es an Alpha-Charly, weil Charly halt nur macht, was Charly eben will? Charly beansprucht alles für sich. Ihm gehört alles alleine. Charly bestimmt, wer mit wem und was spielt oder frisst!

Wie erzieht man einen Hund, der nur macht was er will? Schon schwierig?!

Nala ist das glatte Gegenteil! Sie hält sich an Regeln, ein Nein ist ein Nein und wird von ihr akzeptiert.

Bagira möchte jetzt auch ein Schweinohr haben. Sie bekommt von mir eines. Und verschwindet damit wieder im Wohnzimmer.

Inzwischen nutzt Nala die Gelegenheit und läuft die Treppe hoch in den ersten Stock. Ich laufe ihr hinterher, denn herunter darf sie mir nicht laufen. Auch habe ich Angst sie könnte herunterfallen.

Unbeaufsichtigt im ersten Stock kann ich sie ohnehin nicht lassen. Wer weiß, was sie anstellen wird?

Ich habe sie auf der obersten Treppenstufe eingefangen und schaukle sie in meinen Armen. Kitzle sie und schmuse sie ab. Wir beide mögen das!

Damit ihre Mutter das nicht sieht, lasse ich sie vor der Wohnzimmertüre wieder von meinen Armen herunter.

Ich traue meinen Augen kaum, als ich die Türe aufmache…,

sitzt doch Charly, nein, er thront … in Nalas Hundebett, das ich über das Hundebett von Bagira gestellt habe, damit die Welpen, sollten sie von der Couch fallen, nicht so hoch herunterfallen.

Charly thront mit dem Schweineohr in der Schnauze in Nalas Bett. Gut, Charly kann nicht lesen, Frauchen Silvia hat den Namen  NALA  in ihr Bettchen eingestickt.

Bagira steht über den Betten und ihrem Sohn, sie will ihr Ohr zurück. Er lässt das Ohr fallen, dreht nur leicht seinen Kopf zur Seite und zu seiner Mutter um und knurrt sie an.

Bagira und ich sehen uns erschrocken an…, beiden können wir es nicht fassen, was soeben passiert ist.

Ein Welpe von 9 Wochen knurrt seine eigene Mutter an!

Das geht gar nicht!

Bagira geht einen Schritt zurück, ich diesen Schritt vor. Ich nehme Charly das Ohr weg. Mich knurrt er nicht an.

Dann übergebe ich es Bagira, die froh darüber zu sein scheint!

Mir fallen wieder Xaverias Worte ein: „Hündinnen erziehen ihre Welpen nicht“.

Das scheint wirklich zu stimmen!

Leider regnet es in dieser Woche sehr häufig. Ich nehme die beiden Welpen an die Leine und gehe mit Bagira ohne Leine Gassi.

Zwei Hunde an der Leine, ein Hund ohne Leine, aber mit Frisbee in der Schnauze und ich

einen Schirm in der anderen Hand, so gehen wir los.

Ich mag keinen „Friesennerz“, in dem wird mir immer so schnell viel zu warm. Ein Schirm ist mir lieber.

Bald merke ich, wie schwierig es ist mit 3 Hunden unterwegs zu sein. Meine Konzentration läuft auf Hochtouren. Gefahrenquellen in Sicht? Fahrräder unterwegs? Fremde Menschen mit Kindern, die ängstlich sein könnten usw.

Da ich Charly und Nala an eine Leine „zusammengekettet“ habe, ist immer einer voraus. Der andere wird mitgezogen. Ich versuche das auszugleichen, indem ich als Stopper in der Mitte der Leine eingreife.

Für Bagira muss ich mich bücken und ihr immer wieder das Frisbee werfen. Sonst ist sie nicht zufrieden.

Hundewelpen können am Anfang nicht lange laufen und ich bin froh, als ich merke, die Kleinen werden müde.

Augenblicklich drehen wir um.

Bagira zeigt mir auch deutlich, dass es für ihre Welpen genug ist!

Zu Hause lege ich die Welpen dann hinter das Welpenabsperrgitter, weil ich mit Bagira nun ordentlich Gassi gehen   will.

Sie dankt es mir!

Am nächsten Tag scheint wieder die Sonne. Doch durch den vielen Regen und den Wind sind viele Kirschen vom Baum gefallen. Sie sind noch halbroh oder angefault.

Welpenkinder sind verfressen. Nala hat die Kirschen entdeckt und sie scheinen ihr zu schmecken. Ich will nicht, dass sie das rohe oder faulige Obst frisst. Mache mir Sorgen, dass sie Durchfall bekommen könnte.

Nun versuche ich schneller als sie zu sein. Ich sammle in Windeseile alle heruntergefallenen Kirschen auf. Sie findet immer noch welche. Ich nehme sie ihr aus der Schnauze.

Am nächsten Tag bin ich schlauer. Bevor die Hunde zum Kirschbaum vorlaufen, entsorge ich das heruntergefallene Obst.

Ich merke immer mehr, wie anstrengend es ist,   d r e i   Hunde zu haben.

Dabei versorge ich sie lediglich, gebe ihnen Futter und bringe sie ins Freie, damit sie ihr Geschäft machen können und spiele mit ihnen.

 

Von Erziehung keine Spur! Dazu fehlt mir einfach die Zeit! Beim besten Willen, es geht nicht! 

Auch sind sie vom Charakter her so verschieden. Wenn ich Charly mit ernster Stimme maßregle, interessiert es ihn wenig.

Bei Nala löse ich damit schon eine gebückte Körperhaltung aus. Voller Demut kriecht sie mir entgegen.

Das ist nicht die richtige Erziehung für diesen Hund!

Ich gebe auf und kapituliere. Die Welpen bleiben ja nicht bei mir und irgendwie bin ich jetzt sogar froh darüber. Ich hätte kein Konzept oder Plan B, wie ich es anstellen sollte, aus beiden Welpen vernünftige erwachsene Hunde zu machen, die einem Freude bereiten.

Ich freue mich auf die drei Tage, an denen ich mit Nala und Bagira alleine bin.

Will sehen, wie das wäre mit einem Welpen und seiner Mama.

Nala wird einsam sein, wenn Charly weg ist, denke ich ….

Ganz falsch gedacht!

Aus meiner menschlichen Intuition heraus möchte ich es so beschreiben:

„Wenn die beiden, Bagira und sie, die Möglichkeit gehabt hätten, eine Flasche Sekt aufzumachen, sie hätten es getan“.

Nala sucht ihren Bruder nicht, weint nicht nach ihm und fühlt sich auch nicht einsam.

Sie genießt die Aufmerksamkeit, die ihr nun alleine zuteil wird und auch das Futter, das sie nicht mehr teilen muss!

Bagira spielt lieb mit ihrer „letzten“ Tochter. Ein Herz und eine Seele!

Ein Welpe und die Mama des Welpen. In dieser Konstellation, das ginge. Nala hätten wir durchaus behalten können.

Zumal sie eine ganz, ganz Liebe ist!

Aber es ist bereits entschieden! Bagira ist froh darum, dass kein Welpe bei uns bleibt! Sie will mich für sich alleine haben!

Ich bin IHR Frauchen! Basta …, scheint sie sagen zu wollen!

 

„Woher ich das weiß, werden Sie fragen?“

 

Als Nala ging, sagte ich zu Bagira: „Das Baby geht heute heim.“

Mein Hund saß neben mir und ich konnte sehen, wie sie ganz sacht und fast unmerklich mit ihrer Schwanzspitze gewackelt hat.

Das drückt bei einem Hund Freude aus!

Ich hoffte inständig, dass das außer mir niemand bemerkt hat! Als Mensch schäme ich mich dafür!

                                                   20. Kapitel

 

Wir sitzen alle auf der Treppe, die nach oben führt. Xaveria, ihre Freundin Claudia, ich und Bagira.

Ich glaube nicht, dass ich vor den Welpen so oft am Boden unseres Hauses irgendwo herumgesessen habe!

Wir trinken Kaffee und beobachten unsere Welpen, die mal wieder im Gang laufen und spielen, raufen, fressen oder schlafen.

Xaveria fragt: Hast du alle Welpen verkauft? Ja, habe ich. Wirklich, du hast alle Welpen los?

Ich freue mich, ja, ich habe alle Welpen los …

Zumindest habe ich alle „versprochen“. Eine Unterschrift auf dem Vertrag fehlt noch. Doch ich denke, dass das eine Kleinigkeit und nur noch Formsache ist.

Ich erzähle von der Familie aus Oberhausen, die Nala, damals noch mein kleines „schwarzes“ Seehundbaby, wollen. Mein Seehundbaby, das ich so gar nicht hergeben will!

Xaveria und auch Claudia bestärken mich darin, nachdem ich alles sage, was ich über diese Familie weiß, dass ich ihnen den Welpen geben kann.

Ich hätte dir einen Welpen abgenommen, sagt Xaveria so in meine Gedanken hinein.

Wie, einen Welpen abgenommen?

Na ja, wenn du deine Welpen nicht losbekommst, dann nehme ich dir einen ab.

Ich traue meinen Ohren kaum. Habe ich den beiden doch angeboten, ihnen einen Welpen zu schenken. Schon bevor sie auf der Welt waren, habe ich Xaveria gegenüber nochmals mein Versprechen erneuert, dass ich Claudia einen Hund schenken möchte. Ein Versprechen, das Jahre zurück liegt.

Claudia hat mal so halb im Scherz zu mir gesagt: „Ich habe keinen eigenen Hund.“ „Ich habe nur eine Katze“. Daraufhin sagte ich zu ihr: „Wenn Bagira Junge bekommt, dann bekommst du einen eigenen Hund von mir, wenn du möchtest!“

Sie hat sich damals sehr über mein Angebot gefreut.

Da es nun so weit ist, möchte ich mein Versprechen Claudia gegenüber einhalten bzw. erneuern. Ein Versprechen ist ein Versprechen!

Claudia wird keinen Hund wollen. Ihr ist die Verantwortung zu groß und außerdem haben wir ja Nanok, der mit uns unter einem Dach lebt.

Außerdem haben wir immer wieder Gasthunde, die bei uns übernachten. Wie du weißt, verdienen wir Geld mit unserer Hundepension.

Natürlich weiß ich das alles und trotzdem möchte ich Claudia nochmals fragen. Sie kann sich gerne einen Hund von meinen aussuchen!

Xaveria hat Recht behalten. Als ich Claudia frage und sie mir ein paar Tage später die Antwort gibt, die da lautet: „Nein, das ist sehr nett von dir, aber es ist mir einfach zu viel Arbeit und Verantwortung, die ich dann tragen müsste.“ Ich bin nicht so wie Xaveria, die alles für ihren Hund tut.

Ich akzeptiere das natürlich und respektiere deine Entscheidung!

Und jetzt das. Beide leben unter einem Dach und Xaveria hätte gleichwohl, wie Claudia, von mir einen Hund aussuchen können. Das heißt in diesem Falle, den einen Hund/Hündin, den sie gewollt hätte! Den einen Hund, der ihrer Meinung nach am besten zu ihnen und ihren Gewohnheiten passt. Den einen Hund, von dem wir wirklich eine Aussage über den Charakter hätten machen können. Und nun sagt Xaveria mir, ich hätte dir einen Hund abgenommen. Egal welcher dir übriggeblieben wäre, ich hätte ihn dir abgenommen. Ich weiß, wie sehr du deine Hunde liebst und wie schwer es für dich ist, deiner Bagira und einem weiteren Hund gerecht zu werden. Ich tue mich da leichter als du!

Tränen schießen mir in die Augen, als ich begreife, was sie mir da gerade sagt. Auch Claudia schaut verwundert ihre Freundin an. Für sie ist diese Aussage genau so verwunderlich und neu, wie für mich. Warum hast du nichts gesagt: „Fragt sie zu Recht ihre Mitbewohnerin?“

Weil du mich dann ständig gefragt und gedrängelt hättest, welchen Hund wir nun nehmen!

Doch so stellt sich die Frage nicht! Um mir Klarheit über das soeben Gesprochene zu verschaffen, frage ich erneut: „Du hättest das für mich und Bagira getan?“ Nicht für dich selber?

Genau, sagt sie. Ich hätte das für Euch beide getan!

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob mir je ein Mensch in meinem Leben ein so uneigennütziges Angebot gemacht hat!

Ich war doch diejenige, die großzügig sein wollte. Ich wollte den beiden die Möglichkeit geben, sich einen super Hund/Welpen auszusuchen und jetzt das!

Mir laufen immer noch die Tränen über das Gesicht. Ich nehme mit beiden Händen eine Hand von Xaveria und küsse sie. Mehr fällt mir in diesem Moment, in diesem magischen Augenblick einfach nicht ein!

Es gibt sie tatsächlich, Menschen, die keine Egoisten sind! Es gibt Menschen, die sind so selbstlos und uneigennützig, dass es schwer fällt daran zu glauben!

Und doch ist es wahr! Es gibt sie!

 

                                                    21. Kapitel

 

Es ist ein herrlicher Sommertag. Bagira und ich sind (wieder) in Welden. Wir haben „unseren Steg“ ergattert und sind ungestört. Bagira springt in den Moorweiher hinein.

Zunächst geht sie mehrmals ins Wasser, holt ihr Apportl und alles „Treibgut“, an Holzstöckchen heraus, die sie finden kann.

Dann gehe ich schwimmen. Zum Trocknen lege ich mich wieder auf unser Handtuch auf den Steg. Ich döse so dahin. Hin und wieder kommt mein Hund zu mir auf den Steg, wirft sich manchmal selber sein Apportl vom Steg in das Wasser des Fischweihers. Ich muss jedes Mal lachen, wenn es platsch macht …

… doch dann geschieht etwas ungewohnt Merkwürdiges. Bagira kommt zu mir auf den Steg und legt sich in einer Haltung, die einer Sphinx gleicht, regungslos neben mich!

Sie stellt ihre Ohren „auf Empfang“. Irgendein Geräusch, das nur sie hören kann, beunruhigt sie.

Das Geräusch kommt näher, jetzt höre ich es auch. Ein Rascheln durch Bäume und Schritte.

Bagira steht ganz langsam auf, stellt ganz langsam ihre Nackenhaare und den Schwanz nach oben.

Die Vorderbeine wandern zwei Schritte vor, so dass sie in gestreckter Haltung mit hoch erhobenem Kopf und durchgedrückten Schulterblättern leise knurrend neben mir steht.

Kein Mensch würde es nun wagen, zu uns auf den Steg zu kommen.

Sie würde mich mit ihrem Leben verteidigen.

Davon bin ich überzeugt, nachdem ich mich jahrelang gefragt habe, ob sie eine Gefahrensituation für mich richtig einschätzen könnte und mich im Notfall verteidigen würde.

Sie würde garantiert!

Ich bin so oft und gerne mit ihr alleine unterwegs, im Wald und Flur. Wir genießen diese Ruhe abseits von Menschen sehr.

Seitdem sie Welpen hatte, hat sich ihr Mutterinstinkt entwickelt und diesen wendet sie nun auf mich an. Was für eine Bereicherung für mich!

Ich sage Bagira, dass alles in Ordnung ist. Es ist nur ein Spaziergänger mit seiner Frau. Keine Gefahr also.

Bagira beruhigt sich auch sofort, legt sich ruhig neben mich. Und wartet, bis die Leute vorbei sind. Erst dann geht sie zurück ins Wasser.

Ich platze fast vor Stolz auf meinen Hund!

Tags darauf bekomme ich ein Paket vom Hermes Versand. Seitdem Xaveria nicht mehr für Hermes fährt, kommen immer andere fremde Fahrer.

Ich sehe den Paketboten vor unserem Tor und gehe ihm entgegen, um ihm das Paket abzunehmen. Das Tor brauche ich nicht aufzumachen, das Paket wiegt nicht viel und er kann es mir durchaus über den Zaun reichen.

Mein Hund begleitet mich zum Tor. Bellt und knurrt nicht. Nimmt aber schon, während sie neben mir zum Tor läuft, eine drohende und angespannte Körperhaltung ein.

Der Bote, der bereits eine Hand auf die Türklinke gelegt hat, zieht sie augenblicklich zurück. Er geht einen Schritt zurück…, schon gut … sagt er …

Mein lammfrommer Labby, ich grinse in mich hinein! 

Aus meinem Labby ist ein Personenschutzhund geworden! Mein persönlicher Bodyguard!

Was Welpen so alles ausmachen … 

 

                                                 22. Kapitel

 

Niemand kann einen vorbereiten. Nicht auf den Schmerz und die Trauer, die danach folgen. Auf die gespenstische Stille im Haus, die einen zu erdrücken scheint.

Es gibt nur noch mich und Bagira, meinen einzigen Hund!

Es tut so weh. Alle Welpen haben uns verlassen. Ich fühle eine nie gekannte Einsamkeit und Leere in mir.

Ich ertrage keinen Radio oder Fernseher, sie fehlen mir so sehr.

Acht Hunde, die schwanzwedelnd auf mich zugelaufen kommen. Acht Hunde, die mich mit großen Augen ansehen. Acht Hunde, die meine Hand lecken. Acht Hunde, die alle gleichzeitig auf meinen Schoß wollen. Acht Hunde, die ich alle auf einmal streicheln soll.

Sie sind weg und sie kommen nie wieder! Die Zeit ist vorbei …

Ich halte es endgültig zu Hause nicht mehr aus. Komm Bagira, wir fahren Auto.

Mein Hund springt in den Kofferraum meines Wagens.

Das Apportl, ein schwimmfähiges Hundespielzeug, hat Bagira mitgenommen.

Wir fahren nach Welden zum Baden. Dort ist nicht viel los, wir können ungehindert durch den Wald laufen, an vier Fischweihern vorbei und gelegentlich ins Wasser.

Eine entzückende Gegend zu jeder Jahreszeit. Dort schöpfe ich Kraft, nach getaner Arbeit. Dahin ziehe ich mich zurück, wenn mir meine gewohnte Umgebung zu laut wird und ich Ruhe brauche, um meine Akkus wieder neu aufzuladen.

Leider hat Bagira, ohne dass ich es zunächst bemerkt habe, nicht nur ihr Schwimm-Apportl mitgenommen, sondern auch ihr geliebtes Frisbee.

Als sie aus dem Auto aussteigt, möchte ich, dass sie nur das schwimmfähige Teil mitnimmt. Sie aber möchte nicht ohne das Frisbee laufen. Ich gebe nach, sie hat in den letzten Monaten ihr Frisbee so vermisst!

Somit werfe ich das Apportl ins Wasser und das Frisbee in die Wiese auf der anderen Seite des Waldweges.

Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass sie zuerst das Frisbee holt und dann ins Wasser will. Ein Labby will eigentlich zuerst immer nur ins kühle Nass.

Ich weiß, was kommen wird, kann es aber nicht mehr verhindern. Ich schreie noch, nein Bagira, nicht mit dem Frisbee ins Wasser. Sie hält das Frisbee fest, das weiß ich.

Wenn sie nicht ihr Apportl aus dem Wasser holen wollte, würde sie schön, mit dem Frisbee in der Schnauze schwimmen, ohne es auszulassen.

Vor meinen Augen geht das schöne, neue blaue Frisbee unter. Bagira schnappt ihr Apportl und sucht nach ihrem Frisbee.

Ich schnappe nach Luft, bin ohnehin schon sauer und nicht gut drauf, wegen dem Verlust der Welpen.

Bagira gibt nicht auf, nach der Suche nach ihrer Scheibe. Ich denke, das Wasser ist an der Stelle des Weihers nicht so tief und ich kann das Frisbee herausholen.

Ich ziehe Schuhe, Socken und Shirthose aus und gehe langsam ins Wasser. Es ist angenehm warm und ich bin darüber erstaunt. Ist tatsächlich der Sommer durch die Aufzucht der Welpen an mir vorbei gegangen?

Bagira hört nicht auf, den Schlamm aufzurühren. Meine Laune verschlechtert sich drastisch.

„Mann geh raus!“, sag ich …, ich werfe das Apportl zurück ans Ufer. Sie holt es und kommt erneut ins Wasser und zu mir.

Inzwischen sehe ich gar nichts mehr im Weiher. Dass Wasser ist endgültig trübe geworden.

Ich gebe auf, hab schließlich weit mehr verloren, die letzten Tage …, „meine/unsere Kinder“.

Bagira ist über den Verlust des Frisbee ebenso wenig traurig, wie über den Verlust  ihrer Welpen.

Sie nimmt es hin, geht darüber hinweg, dass die Scheibe auch noch weg ist. Ich werde noch wütender auf Bagira. Ihr ist alles so schei…egal. Sie ist fröhlich und gut drauf, will spielen und schwimmen.

Ich verstehe sie nicht. Dachte ich doch, ich könnte mit meinem Hund zusammen diese schwierige Zeit meistern.

Bagira braucht nichts zu meistern. Sie fühlt keinen Verlust, keinen Schmerz darüber, dass ihre Kinder abgeholt wurden. Ich bin schockiert und entsetzt, dass Bagira so fühlt.

Ich kann nicht anders, als meine Wut heraus zu lassen. Sie fühlt, dass es mir nicht gut geht, bringt es aber nicht in Zusammenhang mit den Welpen.

Wir sind inzwischen beim 3. Weiher angekommen und ich gehe auf den Steg hinaus. Ich beachte meinen Hund gar nicht mehr. Setze mich hin und sehe aufs Wasser hinaus. Hinein in die Bewegungen, die durch die Fische ausgelöst werden.

Sehe die Blätter der Bäume darin spiegeln, wie das Sonnenlicht auf dem Wasser tanzt.

Tränen laufen mir über das Gesicht. Ich lasse es zu. Mein ganzer Schmerz, meine Trauer, alles läuft aus mir heraus und in das Wasser des Sees hinein.

Bagira versucht immer, mich zum Spielen zu animieren, worauf ich in keiner Weise reagiere.  

Sie spürt meine Gefühlslage und kommt zu mir auf den Steg. Leckt mir die Hand, den ganzen Arm und auch das Gesicht.

Sie weiß nicht, was sie tun soll, damit ich aufhöre zu weinen. Ganz unglücklich sieht sie mich an, unsicher und irritiert durch mein Verhalten, das sie nicht versteht.

Ich reiße mich zusammen, mir tut mein Hund leid. Sie kann nichts für ihre Natur. Und ganz ehrlich, für mich wäre es noch viel schlimmer, wenn Bagira leiden müsste. Wenn sie ihre Kinder suchen würde…

Natürlich ist die Situation so besser. Ich bin ein Mensch und kann meinen Verstand gebrauchen. Nur, wie will ich mein weinendes Herz mit Rationalität trösten?

Es ist unmöglich ….

 

                                                    23. Kapitel

 

Jeder Hund braucht seinen Menschen. Oder wie domestiziere ich “meinen“ Menschen.

Alle sieben Welpen haben super nette neue Familien gefunden. Ich bekomme wunderbare E-Mails, mit Fotos der immer größer werdenden sieben Zwerge. Ich führe rührende, spannende oder einfach nur lustige Telefonate mit den Frauchen der Welpen und merke dabei, wie sehr sich die kleinen schwarzen tasmanischen Teufel schon nach kurzer Zeit in die Herzen ihrer neuen Familie gespielt haben.

Das ist ein so wunderbares Gefühl und tilgt meinen Schmerz über den Verlust der kleinen Hunde.

Sie alle haben ein wundervolles neues Zuhause, gehen ihren Weg mit neuen Menschen, die sie ebenso lieben, wie ich das tue.

Aus ihnen sind selbstbewusste, unerschrockene Hunde geworden, die ohne Angst ihre Welt erleben. Sie haben nie schlechte Erfahrungen gemacht und können sich, je nach Charaktereigenschaft, frei entfalten und weiter entwickeln.

Ihre Reise ist noch lange nicht zu Ende, es gibt noch so viel zu lernen und Neues zu entdecken.

Es ist schön zu sehen und zu hören, welchen Unfug sie anstellen, wie schlau sie Erziehungsmaßnahmen umgehen und sich trotz alledem Stück für Stück immer näher an „ihren“ Menschen annähern. Wie sich beide Seiten, Mensch und Hund, besser kennen und lieben lernen. Verständnis füreinander aufbringen und Fehler verzeihen.

Ich werde den Verdacht nicht los, dass es genau umgekehrt ist. Nicht wir haben den Hund domestiziert, sondern der Hund uns.

Er kennt uns innerhalb kürzester Zeit, weiß wie wir ticken und was er tun muss, um selbst ein schönes Leben zu haben. Ein Leben ohne Nahrungsmangel in einer warmen Stube, meist mit einem Platz auf dem Sofa, manchmal sogar im Bett.

Ein Hund braucht hierfür keine großartigen Dinge tun, er braucht auch nicht (viel) zu arbeiten.

Es genügt gelegentlichen Anweisungen Folge zu leisten, wie Sitz, Platz, Bleib und schon bekommt er von „seinem“ Menschen viel Lob und Anerkennung. Wir brauchen Jahre dafür, um unseren Hund zu kennen, er braucht dazu nur ein paar Monate. Schaut er „seinen“ Menschen dann noch treuherzig mit einem unnachahmlichen Gesichtsausdruck an, hat „sein“ Mensch ohnehin schon verloren. Für die Liebe und Treue, die er gibt, bekommt er nahezu alles.

Zumindest alles, was ein Hund so braucht! Er bekommt den Status, die Nummer EINS zu sein. Zwar nicht das Leittier, das Alphatier, das das letzte Wort hat,  a b e r   das Gefühl, die wichtigste Person, pardon das wichtigste Wesen im Haus zu sein. Welches Frauchen oder Herrchen würde mir da widersprechen? Wer freut sich mehr, wenn Sie nach Hause kommen, Ihr Mann oder Ihr Hund? Wem verzeihen Sie seine Fehler leichter, Ihrem Mann oder Ihrem Hund?

Um wen sorgen Sie sich mehr, Ihren Mann oder Ihren Hund? Schon schlau, diese kleinen Biester?!  Oder? In der kurzen Zeit, in der es ihm gelingt, uns kennenzulernen, gelingt es uns niemals, „unseren“ Hund richtig einzuschätzen und zu kennen. Er ist darin viel, viel schneller, er weiß genau, in welcher Stimmungslage wir uns gerade befinden, was wir für ein Mensch, mit welchen Fehlern und Schwächen wir sind, und wie er uns taxieren muss.

Er, der Hund ist uns weit, weit voraus …, er ist flexibel und anpassungsfähig wie sonst kein anderes Wesen. Und er hat Zeit, er hat den ganzen langen Tag Zeit uns zu beobachten. Er lernt schnell…

 

                                                     24. Kapitel

 

Heute ist der Tag, an der unser letzter Welpe auszieht. Sechs Zwerge haben bereits ihr neues Zuhause bezogen. Mütter sagen, wenn das Nesthäkchen auszieht, ist es am schwersten …

Nala, mein kleiner süßer Welpe, mein Sonnenschein, die nur Freude bereitet. Ein unkompliziertes kleines Wesen mit großen Seehundaugen, nur lieb und zum Liebhaben.

Nala, der Welpe, den ich mit der Flasche gefüttert habe, weil sie zu schwach war, um bei Mama an der Zitze zu trinken.

Kann ein Mensch eine innigere Bindung zu einem Wesen haben, als diese …? Fast so, als hätte ich ihr selber die Brust gegeben.

Ja, heute ist der Tag, an dem Nala auszieht, zu ihrer neuen Familie umzieht. Sie hat miterlebt, wie ihre Brüder und Schwestern nacheinander, Tag für Tag, abgeholt wurden, bis nur noch sie übrigblieb.

Kann sie wissen, dass heute „ihr“ Tag ist?

Ich trage das kleine Hundebett, das mir ihr Frauchen noch vor der Urlaubsreise gebracht hat, von unserem Schlafzimmer nach unten in die Küche. Die Stofftiere, mit denen sie mit ihrer Mama heute Morgen um 5.00 Uhr noch gespielt hat, nehme ich ebenfalls mit. Werfe sie achtlos auf den Boden.

Nala sammelt alle 3 ein und legt sie in ihr Bett. Dann holt sie sich Mamas Kauknochen und legt sich zu den Stofftieren. Ich sehe sie nur wortlos an, kann kaum glauben, was ich empfinde, außer Schmerz über ihren baldigen Verlust. Kann es sein, dass sie es weiß? Dass sie weiß, dass ihre Familie in einer halben Stunde da sein wird, um sie mitzunehmen?

Verwirrt mache ich noch Fotos von ihr. Sie liegt seeleruhig da, umgeben von den Stofftieren und am Knochen kauend. Sichtlich zufrieden …

Bagira ist nicht da, sie ist mir Herrchen Gassi.

Mein Schmerz steigert sich ins Unermessliche. Ich bin nicht gut im Abschiednehmen. Stelle wieder mal fest, dass ich nicht loslassen kann.

Ich liebe „mein Seehundbaby“, nur sie kann mich so ansehen .., mit großen Augen, die das weiße erkennen lassen,  und trotzdem lasse ich sie gehen.

Will nur ihr Bestes! Und das bin nun mal nicht ich! Schon verrückt! Ich habe keinen Welpen als „Zweithund“ verkauft. Nein, auch sie soll die Nummer EINS sein in ihrer neuen Familie.

Bei mir wäre sie nur die Zweite. Ich habe ihre Mutter. Bagira ist und bleibt die Nummer eins.

Sie hat es gut bei ihrer neuen Familie, ich weiß! Doch der Schmerz, der mich überkommt, ist gewaltig.

Ich lasse mich auf diesen Schmerz ein, ungebremst in voller Wucht. Ich weiß, dann wird es leichter für mich.

Und jetzt erst erinnere ich mich wieder an die Hündin in Griechenland und ihre Welpen. Ich erinnere mich daran, wie stark das Gefühl war, das ich empfand. Heute weiß ich es: „Ja, sie wollte es. Sie wollte, dass ich einen ihrer Welpen mitnehme.“ Ich bin mir sicher, habe keinen Zweifel mehr.

Sie kann loslassen, aus Liebe und dem Wissen, dass somit eines ihrer Babys überleben wird und ein besseres Leben hat. Kein Todesschuss in der Nacht …. Auch Bagira lässt ihre Kinder ziehen …, sie sorgt sich nicht …, sie weiß …, dass jeder Welpe seinen Weg mit einer neuen Familie gehen muss und geliebt wird von ihrem Frauchen/Herrchen, genau wie sie.

Für sie ganz normal …, sie ist weder traurig noch sucht sie ihre „verlorenen“ Kinder.

Sie hat ihre Aufgabe erfüllt, sie hat Leben geschenkt und die kleinen Wesen so lange begleitet, wie sie es nötig hatten.

Hat ihnen beigebracht, was sie ihnen beibringen musste. Jetzt geht auch sie wieder ihren Weg.

Sie geht ihren Weg mit mir, ihrem Frauchen …, was anderes will sie nicht.

Beim Schreiben dieser Zeilen habe ich wieder Tränen in den Augen und fühle den Schmerz des Verlustes meiner sieben geliebten Hundewelpen erneut. Wie damals, als wäre es heute.

Doch den fühle nur ich …, und mein Mann, der mich so großartig bei der Aufzucht der Welpen unterstützt hat. Ich bin dankbar dafür, ich danke ihm, dankbar auch, dass alles so gut gegangen ist.

Alle Welpen leben .., die Mutterhündin ist gesund und hatte genügend Milch.

Alle Hunde sind zu wunderschönen, einzigartigen Wesen herangewachsen. Jedes ist anders in seiner Art.

Mal frech und lustig, mal dominant mit Führungsqualitäten, mal zart und sensibel, mal gemütlich und entspannt, mal total unkompliziert und zufrieden, mal stolz und selbstsicher, mal flink und wendig. Ja, so sind sie, die 7 schwarzen tasmanischen Teufel …

Ich danke Gott für das Wunder, dass ich so hautnah miterleben durfte. Und ich danke Bagira für ihre Weisheit und ihre Sicht der Dinge.

Hunde sind vielleicht doch die besseren Menschen…, auf jeden Fall, sind sie anders als wir.

                                                   25. Kapitel               

 

Sie liegt hinter mir, ihre Vorderbeine bohren sich in meine Oberschenkel und ihre Hinterbeine in meinen Rücken. Sie liegt ausgestreckt, alle „Viere“ gerade nach vorne, da. Schläft entspannt und ruhig. Ich schlafe nicht, bin schon eine ganze Weile wach. Genieße die mich durchbohrenden Füße meiner Hündin Bagira. Ich bin glücklich!

Gestern war „Muttertag“ mein „Muttertag …, Ein Jahr danach, 12 Monate später, aus den Welpen sind Hunde geworden. Große Hunde …, sehr, sehr große Hunde! Stolz ihr Erscheinungsbild, lackschwarz und glänzend ihr Fell, wie die Mama.

Nichts hat sich für mich geändert …, meine Liebe zu den Welpen hat sich auf die erwachsenen Hunde übertragen. Ich liege im Bett und diese ganze Liebe durchflutet meinen Körper. Ich sehe, fühle und spüre Nala´s Kopf in meinen beiden Händen. Mein Seehundbaby sieht mich mit denselben Augen an. Ich knie vor ihr und küsse sie auf die Nase, drehe ihren Kopf mal nach links und mal nach rechts und küsse sie auf die Wangen. Sie sieht mich an, kommt meinem Mund mit ihrer Nase immer näher …, riecht an meinen Lippen und saugt meinen Atem ein. Sie kennt mich, sie erkennt meinen Geruch und erinnert sich an mich.

Uns verbindet etwas besonderes, weil Nala ohne mich gestorben wäre.

Ihre „leibliche“ Mutter hätte sie verhungern lassen. Ihre leibliche Mutter hat nicht daran geglaubt, dass sie überleben würde.

Ihre Natur hat ihr etwas anderes vorgegeben. Und diese Vorgabe lautet, das Überleben der meisten und stärksten zu sichern. Ein Welpe, der langsamer und schwächer als die übrigen Welpen ist, kann die Aufzucht aller gefährden und wird somit von der Hündin „ausgesondert“.

Aus unserer menschlichen Sichtweise ein grausames Spiel. Für den Erhalt der Art aber zwingend erforderlich.

Ich bin für Nala ihre „Mama“. Ich rieche wie ihre Mama. Ihre Nase hat zu der Zeit, als sie noch blind und ihre Ohren noch verschlossen waren, bereits voll funktioniert. Sie war wie alle anderen Welpen auch sehr, sehr hungrig. Damals hat sie Nase an Nase von mir ihr Fläschchen bekommen.

Jeder Hundetrainer und Hundepsychologe möge mir verzeihen, wenn ich alle Regeln jetzt breche und anerkannte Verhaltensmuster bestreite. Welpen vergessen ihre Herkunft nicht und erkennen auch als erwachsener Hund „ihre Familie“.

Das ist zumindest „meine Wahrheit“.  Xaveria lacht, wie immer und lässt mir meinen Traum.

Mit Sehnsucht im Herzen denke ich an Baily. Er ist der einzige, der fehlt…, mitsamt seinem Frauchen und Herrchen und den drei Kindern.

Yvonne hat kurzfristig abgesagt. Ihr Mann ist krank geworden…                                           

Fast wäre es mir gelungen, alle 7 (ehemaligen) Welpen wieder zusammen zu bringen. Doch einer fehlt! Baily fehlt mir wirklich. Ich fühle Trauer und Schmerz. Mache mir sogar Sorgen, ob alles in Ordnung ist.

Vor zwei Wochen erst habe ich Angelika, dem Frauchen unserer Maly, geschrieben, dass ich nach einem Jahr die Verantwortung für die Hunde nicht mehr zu tragen brauche. Oder? Sie hat sichtlich amüsiert zurückgeschrieben: „Ja, Du kannst die Verantwortung abgeben, aber den Kontakt zu uns behältst Du doch bei?“

Alles Theorie! Da ist sie wieder, meine „gefühlte“ Verantwortung für das Wohlergehen der 7 schwarzen Teufel. Wieder einmal beneide ich Bagira. Solche Gedanken hat sie nicht. Sie schlummert selig neben mir.

Über das Kommen von Bella und ihrem Frauchen habe ich mich am meisten gefreut. Denn insgeheim habe ich damit am wenigsten gerechnet. Bellas Frauchen hatte die weiteste Anreise. Vom Bodensee nach Aufkirch/Blonhofen im Allgäu. Zudem hat Bellas Frauchen Gisela kein Auto. Ihr Sohn war so lieb, seine Mutter abzuholen und zu unserem Treffen zu bringen.

Und dann noch die Frage: „Wann kommt Ihr uns denn mal besuchen?“ Ist das nicht schön?

Ja, wir besuchen Euch! Sehr, sehr gerne …

Am meisten überrascht hat mich Nero mit seinem Herrchen Mattia. Ich habe ihn ebenso wie Bella ein ganzes Jahr nicht mehr gesehen. Sicher, beide haben mir Fotos von ihren Hunden geschickt, nur ein Bild hat nicht die Aussagekraft wie ein persönliches Sehen.

Er ist so wunderschön. Ein stattlicher Rüde mit einer Körperhaltung vom Feinsten. Dass Charly, unser Alpharüde, mal ein schöner Bursche werden würde, wusste ich vom ersten Tag an. Nero steht ihm in Nichts nach.

Liegt es an der menschlichen Natur, dass ich Nero, so als Muttersöhnchen, nie so ganz ernst genommen habe? Von wegen Muttersöhnchen, nichts davon ist mehr da. Im Gegenteil: Nero hat sich „verliebt“. Es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Er hat sich in Maly, seine Schwester, verliebt. Weicht ihr nicht mehr von der Seite.

Auch das hat sich geändert. Maly hatte mit Nero nie wirklich was am Hut, und Nero nicht mit Maly. Maly hat lieber Charly verdroschen und umgekehrt.

Xaveria lobt Neros Herrchen sehr. Er hat seinen Hund gut unter Kontrolle. Eine erstaunliche Leistung für einen Jungen, der genau an unserem Hundewandertag am 20. Mai Geburtstag hat.

Mattia ist gerade 14 Jahre alt geworden. Wir haben uns alle am Parkplatz der Raiffeisenbank getroffen und sind dann mit unseren Hunden den Fuß- und Radweg zum Hühnerbach gelaufen. Über Felder und Wiesen, über Stock und Stein und zur Belohnung und Abkühlung der Hunde, im tieferen Teil des Baches, ein Bad im kühlen Nass. Ist das eine ausgelassene Bande! Sie jagen sich gegenseitig im Wasser, kommen an Land, schütteln sich, damit wir auch etwas abbekommen, und starten wieder durch und zurück in den Bach.  Sie vertragen sich alle prächtig, es gibt keinen Streit. Ob sie sich als Geschwister wiedererkennen? Ich weiß es nicht. Eher unwahrscheinlich….

Ich muss ein bisschen drängeln und die Wasserspiele unterbrechen. Wir sollten um 13.00 Uhr in Blonhofen sein. Dort wartet im Biergarten ein leckeres Mittagessen auf uns.

Die Hunde sind müde und liegen brav unter den Tischen. Wir genießen unser Essen, bei guten und lustigen Gesprächen über und um den Hund.

Mattia freut sich sehr über seine Geburtstagstorte, die er bereitwillig mit allen Herrchen und Frauchen teilt.

Rundherum ein gelungener Tag. Gegen 15.00 Uhr brechen wir auf und gehen gemeinsam zu unserem Ausgangspunkt und zu unseren Autos zurück.

Letzte Gelegenheit für die Hunde sich noch einmal auszutoben.

 

Ich bekomme immer wieder die Frage gestellt, ob ich es denn noch einmal machen würde.

Ob ich Bagira noch einmal decken lasse?

Nein …, sicher nicht! Wir hatten sooo viel Glück, alles ist optimal gelaufen. Ich möchte mein Glück nicht herausfordern. Denn alle Welpen leben, alle Hunde sind gesund, Bagira hat sich vollständig erholt, auch ihr Hängebäuchlein ist zurückgegangen. Alle Hunde haben tolle Besitzer gefunden und sind von ihnen wohl erzogen worden.

 

DANKE hierfür an ALLE!

 

Es hätte auch anders laufen können …

 

Danken möchte ich auch unserem Freund Martin Koppe, der ohne meinen Schreibstil zu verändern das Buch Korrektur gelesen hat.

 

 

 

   Letzte Worte, letzter Satz

 

 

Xaveria sendet mir eine SMS: Du hast ja Bestien großgezogen! Beweis: Die kleinen Videos, die du gemacht hast …

 

… jetzt lache ich …

 

und schreibe zurück: Sag ich doch, ich hab‘ wilde Tiere im Haus!!!

 

 

 

Resümee

 

 

Hunde sind die einzigen Wesen, die lieber mit den Menschen zusammen leben, als mit ihrer eigenen Art.

 

Ich glaube zu wissen, warum das so ist.

 

Bei Ihresgleichen sind sie im Rudel eingebunden und müssen sich je nach Rang und Stellung behaupten bzw. unterordnen.

 

Bei uns haben sie die Stellung eines einzigartigen Lebewesens und werden noch dazu von uns abgöttisch geliebt.

 

Ich denke zudem, dass der einzige Lebenszweck eines Hundes darin besteht, zu lieben und geliebt zu werden. Genau das will  ER  ! An einen Hund im Rudel kann er diese Liebe so nicht verschenken. Da ergeht es ihm wie uns. Wir sind nicht in der Lage, so eine Liebe an einen Menschen weiter zu geben. SCHADE  !

 

Und wir, als „soziale Gefühlskrüppel“ brauchen Nichts dringender als genau diese bedingungslose Liebe für unser eigenes Leben.

Eine Liebe, die wir so von unseren „menschlichen“ Partnern nicht bekommen.

Wir haben in unserem Alltag vergessen, Freundschaften zu pflegen, Zeit füreinander zu haben, gemeinsam etwas zu unternehmen.

Wir sind geprägt von Hektik, Stress und Terminen. Wir brauchen unser Smartphone mehr als soziale Kontakte zu unseren Nachbarn.

Uns reichen SMS/MMS Nachrichten, WhatsApp und schnelle E-Mail-Kontakte, facebook und Co. aus.

 

Unser Kopf ist so überfüllt mit Informationen, die es uns schwer machen, auf emotionaler Ebene zu handeln und zu fühlen.

 

 

 

UND, wer holt uns da wieder Schwanz wedelnd heraus?

 

 

                                               UNSER    HUND   !

 

 

 

Urheberrechtlich geschützt, eine Vervielfältigung auch als Teilabschnitt ist untersagt.

Alle Rechte vorbehalten der Autorin Petra Merk

2. Auflage im August 2019

 

Ein Küsschen von Nala für Papa Ben

 

"Hunde können nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden,

daher können sie auch nicht urteilen. Und da sie nicht urteilen,

können sie sich auch nicht schuldig machen."

 

Ein Jahr später, die Welpen haben Geburtstag..., heute ist "mein" Hunde-Muttertag. Zurecht und mit Stolz sage ich: "aus Allen sind wunderschöne erwachsene Hunde geworden"..., für mich die schönsten Hunde der Welt ...

Großes Kompliment, an alle Frauchen und Herrchen, die  Alle zu folgsamen, sozialen Wesen erzogen haben. Jede Familie kann ihren Hund getrost überall hin mitnehmen, denn ein Hund, der sich in einer Gruppe von 9  Hunden zu benehmen weiss, darf problemlos überall mit hin.

Das Rudel funktioniert.                                     DANKE

 

 

 

Als ich die Hand eines Menschen brauchte,

gab mir jemand seine Pfote.

 

"Das Gestern ist Geschichte,

das Morgen ist ein Rätsel,

aber das Heute ist ein Geschenk."

                                                                                   Alice M. Earle

Nala und ihre Mama .......14. Juli 2016
11. Juli 2016
Charly und Nala .... 11. Juli 2016
10. Juli 2016
Papa Ben zu Besuch
Nala und Mama´s Rute 06.07.2016
5. Juli 2016
05. Juli 2016
Balu, Nala & Nero am 05.07.2016
Morgenwäsche ..., die Welpenmilch wird aus dem Gesicht geschleckt ...
20.06.2016

Der  Hund

Ein treues Herz, ein treuer Blick,

Das gibt´s noch auf der Welt -

Denn auch im Schmerz-

Nicht nur im Glück

Ein Wesen zu dir hält.

In Freud und Leid, zu jeder Stund,

Hält einer treu zu dir:

Dein Hund

 

Wir freuen uns sehr, dass wir für unsere Zwerge so traumhafte Plätze gefunden haben. Bald beginnt ein neues Leben in einem anderen Umfeld mit einer neuen Familie. Spannung und Abenteuer warten, es gilt die Welt zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln. Auf beiden Seiten, Hund und Mensch wird es viel zu lernen geben. So manches Missverständnis wird entstehen ..., doch nie wird´s langweilig werden ..., möge Gott allezeit mit Euch sein ... 

 

01.07.2016
01. Juli 2016
29. Juni 2016
...aus Kindern werden Leute, aus Welpen werden Hunde ........... 28. Juni 2016
27. Juni 2016
16.06.2016 Mutter Bagira mit Tochter Nala
11.06.2016
04. Juni 2016
... wir können uns jetzt schon selber ernähren...
29. Mai 2016
die erste Milch aus dem Napf
Morgenwäsche oder Welpenmilch klebt sehr ...
alle sind satt, schlafen und träumen ..., von einer "Riesenzitze?"
Wurf 16 Tage alt
Kontrolle, alles ok in der Welpenkiste...
weisse Ratten und schwarze Mäuse

Pünktlich zum Muttertag am 08. Mai 2016 sind unsere Welpen geboren worden. Bagira hat 4 Söhnen und 3 Töchtern das Leben geschenkt.

als erstes bringe ich meinen Kindern das Frisbeespielen bei

                             7 auf einen Streich                                   oder  

aus 2 mach 9

          "Die höchste Form menschlicher Intelligenz besteht darin,

                          zu beobachten, ohne zu bewerten."   

                                      Jidduh Krishnamurti

" Habe Vertrauen zum Leben -

und es trägt dich lichtwärts.

Vertraue auf dein Glück - und

du ziehst es an."             

                                      Seneca

Alles was auf dieser Welt geschieht,

geschieht aus Liebe oder aus einem

Mangel daraus.

 

 

Bella und Baily..... 10.07.2016
10. Juli 2016
10. Juli 2016
10. Juli 2016
30. Juni 2016
28. Juni 2016
...manchmal krieg ich selber Angst vor mir... Nala 20.06.2016